Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK VERTRIEBENE - Vom östlichen Unrecht
zurück Bremer Hochschulzeitung Nr. 76, 31.05.1983 WochenschauDEUTSCHLAND IN DEN GRENZEN VON 1938
wurde über die Pfingstfeiertage in Wien gehuldigt: Unter dem Motto "Das Recht wahren, Brücken schlagen!" begingen die sudeten- deutschen Landsmannschaften aus dem Altreich und der Ostmark un- ter dem Patronat von Österreichs Bundespräsidenten Kirchschläger ihren 34. Tag. Als R e c h t bezeichnete der Sudetensprecher Neubauer, Staatssekretär in München, das "Selbstbestimmungsrecht von 3,3 Mio. Deutschen" über Teile des Territoriums der CSSR als "ihre angestammte Heimat", und Brücken wurden nach allen Seiten, vorwärts und rückwärts, jede Menge geschlagen. Neubauer ließ Wien nicht nur als "geistige Hauptstadt der Deutschen in Böhmen, Mäh- ren", sondern auch noch "in Schlesien" hochleben; der Sprecher der "sudetendeutschen Priesterschaft" Prälat Reiss begrüßte die anwesende Ex-Kaiserin Zita "respektvoll als 'Ihre Majestät'", und Kirchschläger "beklagte bitter", daß die Sudetendeutschen "durch den Frieden von St. Germain einer fremden Staatlichkeit unter- stellt" worden sind. Die Regierung in Prag wurde explizit nicht in die "bekundete Bereitschaft zur Versöhnung im Geiste der Part- nerschaft" aufgenommen: "Wer sich von den an unserer Volksgruppe begangenen Verbrechen nicht distanziert und nicht bereit ist, dieses Unrecht wiedergutzumachen", könne für die Sudetendeutschen "in der Zukunft kein Partner sein" (Neubauer). Die störrische Haltung der CSSR, die immer noch auf dem Münchner Abkommen von 1938 herumreitet, das von der Bundesregierung bis auf den heuti- gen Tag ausdrücklich nicht "von Anfang an für nichtig" erklärt worden ist, muß nach Auskunft des Bonner Regierungsvertreters Jenninger um so mehr befremden, als es "nur der Besonnenheit der Vertriebenen und Flüchtlinge zu danken (ist), daß revanchistische Gedanken in der Bundesrepublik keinen Nährboden gefunden haben". So kann man es also auch sehen! Kirchschläger "bewunderte" schließlich die Leistung der Sudetendeutschen, ihre Flüchtlings- "Identität und das ihnen eigene Sein auch auf Kinder und Kindes- kinder zu übertragen". Diese denken zwar nicht im Traum daran, sobald als möglich in die Tschechei umzusiedeln, "aber es ist durchaus legitim, daran zu erinnern, was geschehen ist" (Neubauer). Und natürlich war das politisch nie so wertvoll wie heute. (Zitate aus dem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zei- tung" vom 24. Mai) P.S. Um die Grenzen von 1937 ging es hingegen "nur" bei der Nomi- nierung des Abgeordneten Hupka (CDU) für ein "deutsch-polnisches Gespräch der Evangelischen Akademie Loccum". Hupka, der den deutsch-polnischen Vertrag von 1976 nach wie vor ablehnt, ist nach Auffassung der C-Parteien 1983 die passende Besetzung für das Thema "Verständigung mit Polen in den 80er Jahren". Wenig- stens das hat die polnische Seite verstanden und deshalb abgesagt - wofür sie sich den Vorwurf: "Grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten der BRD!" eingefangen hat... zurück