Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK OSTPOLITIK - Deutschland über alles


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"WIEDERVEREINIGUNG" - EIN KRIEGSPROGRAMM AUF ABRUF

Von Anfang an - buchstäblich gleich am Beginn ihres Grundgesetzes - hat die frischgebackene BRD sich ein politisches Programm ver- ordnet, das die Gültigkeit der nach dem Krieg gezogenen Grenzen bestreitet. Es soll wieder vereinigt werden, was die Siegermächte des Weltkriegs als ihre Besatzungszonen voneinander getrennt hat- ten. An ein friedlich-neutrales Zusammenlegen der jeweiligen Ge- biete war dabei nie gedacht; für die Bundesrepublik steht ihre Westintegration ebenso fest wie die Forderung, der Rest des alten Hitlerdeutschland hätte sich ihr an zugliedern. Diesen Wiederver- einigungsanspruch ergänzt man stereotyp durch eine Floskel, die Frieden gelobt - es ist also kein Geheimnis, daß das Vorhaben ohne Waffengang schwerlich zu verwirklichen ist. Diese Anspruchshaltung wäre ein Witz geblieben, hätte nicht die Nachkriegsplanung der USA durchaus Verwendung gehabt für ein starkes, wenn auch nur halbes Deutschland mit seinem ganzen alten Antikommunismus. Die Weltpolitik wurde neu sortiert zum "Ost- West-Kontikt"; der neuen BRD wuchs die Aufgabe des Frontstaates an der europäischen Zentralfront zu. Aus ihrem Dienst für die NATO leitet sie seither den Anspruch ab im Rahmen umfassenderer Planungen für ein Europa ohne Systemgrenzen, also ohne störende Sowjetmacht, ihre "nationale Frage" neu aufzurollen. In dieser Perspektive wird sie "offengehalten." Daß die BRD mit ihrer Bundeswehr a l l e i n die "innerdeut- schen" Grenzen nicht revidieren kann - da sind u.a. ein paar friedenssichernde sowjetische Atomraketen im Weg -, trägt ideo- logisch interessante Früchte. Die Republik mit ihrem Revanche- Anspruch gegen die sowjetische Siegermacht hat sich die Pose des weltpolitischen Unschuldslamms angewöhnt. Ihre Führer übersetzen NATO mit "Geschichte", deren "langem Atem" die "Lösung der deutschen Frage" anheimgestellt wird. Dem Volk wird der Vernich- tungsanspruch gegen die DDR als menschliche Erleichterung in Grenzfragen verdolmetscht. Die Lage, die aus der Unversöhnlich- keit der Freien Welt in Sachen "Ostblock" und der BRD in Sachen "Ostzone" entstanden ist, gilt als ein einziges "Sicherheits- problem", über das man sich durchaus auch mit dem Feind "verständigen" möchte bis zum Geht-nicht-mehr. Irgendwann geht dann auch nichts mehr. Denn aufgegeben wird nichts. Und es ist keine "Sonntagsrede", wenn alle führenden Häupter der Republik bei jeder Gelegenheit versichern, ohne Wie- dervereinigung gäbe es letztlich "keinen Frieden in Europa". Was denn eigentlich dann? Klar, einen Krieg als Antwort auf die "deutsche Frage" will sich niemand vorstellen können. Aber mit welchem Programm machtvoller nationaler Unzufriedenheit wäre das je anders gewesen? Vorher haben nationale Zielsetzungen der kriegsträchtigen Art allemal etwas I d e a l i s t i s c h e s an sich, weil es unter "gemäßigten" Politikern und in einer libe- ralen Öffentlichkeit in normalen Zeiten einfach nicht Brauch ist, sich zu dem Mittel des militärischen Gewalteinsatzes zu bekennen, von dem doch jeder weiß, daß es das einzig r e a l i- s t i s c h e Mittel ist. Das ändert sich sofort, wenn "die Lage" es erlaubt. Dann g e b i e t e t d i e nämlich, was sich keiner als p o l i t i s c h e A b s i c h t will vorstellen können - obwohl dann wunderbarerweise alles Nötige parat ist an Kriegszielen, Strategie, Mannschaften, Moral und Waffen. Die Herbeiführung der entsprechenden "Lage" braucht auch diesmal ihre Zeit. Aber an ihr wird gearbeitet; von den USA im ganz großen Maßstab. Und die westdeutschen Politiker arbeiten daran mit. Denn dieser Berufsstand, wenn auch sonst niemand, hat es wirklich: das Bedürfnis, ein größeres Deutschland zu regieren. zurück