Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK OSTPOLITIK - Deutschland über alles


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KOHL VERBREITET OPTIMISMUS ÜBER DEN FORTGANG DER OSTPOLITIK

Und zwar unbeirrbar. Sowjetische Klarstellungen, wie böse sie dem Westen seien und der Bundesrepublik speziell, trüben des Kanzlers gute Laune nicht. "Über kurz oder lang werden sie wiederkommen. Zur Zeit befindet die sowjetische Außenpolitik sich in einem Klä- rungsprozeß" - so selbstsicher läßt Kohl alle östlichen Beschwer- den und Mahnungen an sich abprallen. Weiß unser Helmut über die Meinungsbildung im Kreml etwa besser Bescheid als Gromyko und seine Leute selber? Nein: der BRD-Kanzler weiß, was er von den Russen will. Er ver- langt von ihnen, daß sie sich berechenbar machen; daß sie durch die Wiederaufnahme von Verhandlungen ihre diplomatische Zustim- mung zur westlichen Raketenpolitik erteilen; daß sie den politi- schen Verkehr aufrechterhalten, der es erlaubt, die Raketendro- hung in friedliche Erpressungspolitik umzusetzen. Das fordert die Bundesregierung, und durch die A r t ihrer Forderung stellt sie gleich ein Zweites klar: Es handelt sich nicht um ein Begehren, für das die Sowjetunion ihrerseits einen politischen Preis - etwa von der Art eines Aufschubs weiterer Raketenstationierung - ver- langen könnte. Die Frechheit, den eigenen Anspruch g e g e n die Sowjetunion als d e r e n eigenes eigentliches Interesse hinzustellen, das den Zuständigen nur noch richtig klar werden müßte, bedeutet im diplomatischen Verkehr die Festlegung von Ver- handlungspositionen. Die Russen sollen Nachgiebigkeit praktizie- ren; der Westen behält sich vor, was daraus zu machen sei. Und die Sowjetunion? Die bietet das Spiegelbild zu solcher bundes- deutschen und NATO-Frechheit. Sie macht ihre "Verärgerung" diplo- matisch gleich doppelt unglaubwürdig: Dadurch, daß sie sie in lauter diplomatische Noten hineinschreibt, und dadurch, daß sie gleich lauter Verhandlungsangebote dranhängt. Nach Stockholm streben die Staatsmänner der Sowjetunion mit ungebrochenem Ver- handlungswillen - nehmen also jeden Druck zurück, den sie mit dem Abbruch der Genfer Verhandlungen hatten erzeugen wollen. über die unaussprechliche Konferenz in der schwedischen Hauptstadt ab Mitte der Woche ist damit das Wichtigste schon vorentschieden. Wieder einmal hat der Ostblock damit zufrieden zu sein, daß man überhaupt mit ihm verhandelt; der Westen hat die Freiheit, zu diktieren, worüber und wie lange. Das macht den Weltfrieden enorm sicher! *** Die F r i e d e n s b e w e g u n g wurde nicht an den Konfe- renztisch geladen. Also macht sie ihre "Konferenz von unten" sel- ber. Die Erpressungen der Staaten begleitet sie mit einem ständi- gen Forum des dazugehörigen Friedens-Idealismus. Immerhin hat sie sich damit auf 2 Jahre eine ganz und gar friedfertige Beschäfti- gung gesichert. zurück