Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK OSTPOLITIK - Deutschland über alles
zurück Bremer Hochschulzeitung Nr. 43, 16.11.1981 Anläßlich des Breshnew-Besuchs in der BRDDEMONSTRATION GEGEN BRD-IMPERIALISMUS UND NATO-WELTHERRSCHAFT
Angesichts des festen Willens der Staaten des Westens, den Ost- block als ein einziges Hindernis für die ökonomischen und politi- schen Geschäfte des Imperialismus zu betrachten und diese Schranke niederzureißen; angesichts der gewaltigen Aufrüstung der NATO zu dem Zwecke, den Warschauer Pakt totzurüsten, ihn also, falls er nicht friedlich kapituliert, zur Kapitulation auf dem Schlachtfeld zu zwingen; angesichts der täglich einen weiteren Schritt vorangetriebenen Strategie des Westens, den gesamten Globus für die wirtschaftli- che, politische und militärische Benutzung durch die Führungs- mächte der Freien Welt zu ordnen; angesichts der täglich durch die Androhung und Anwendung von Ge- walt erfolgenden Stellung, daß die Interessen des Westens überall verteidigt werden und der Osten nirgendwo ein Interesse geltend machen darf; angesichts des Erfolgs der NATO, die Sowjetunion mit Kriegsgerät und Verbündeten so einzukreisen, daß diese darauf verfällt, sich in Afghanistan eine "Position" gewaltsam sichern zu müssen - wor- über sie sich einen vom Westen in Gang gehaltenen Krieg einge- handelt hat -; angesichts des Erfolgs vor allem des bundesrepublikanischen Ost- handels, den Ostblock vormilitärisch so zu zersetzen, daß Polen verarmt und der unter christlichen Leitlinien veranstaltete Auf- stand ausgerechnet im Papst und in Genscher seine weltweiten An- wälte findet; angesichts des Zynismus westdeutscher Politiker, Verhandlungen als Ersatz fürs Schießen zu propagieren ("solange geredet wird,..."); angesichts einer Politik, die offen heraus mit den schönen Kommu- nikationsmitteln "Nachrüstung" und Neutronenbombe Moskau davon zu "überzeugen" sucht, daß nur Nachgeben als verhandlungswürdiger Standpunkt anerkannt wird; angesichts der politischen Sitte deutscher Nation, die jeden zum Feindeslager rechnet, der "einseitig" die kriegsvorbereitende Friedenspolitik der westlichen Allianz und der Bundesregierung angreift und nicht "zweiseitig" dem "gefräßigen russischen Bären" die Schuld an der ominösen "Kriegsgefahr" zuschiebt; angesichts der Tatsache, daß nur Demonstrationen f ü r die Auf- rüstung genehm sind, halten wir es für notwendig, betont einseitig gegen den wirkli- chen Grund des Weltkrieges zu demonstrieren: - gegen den Imperialismus der USA, Europas und der BRD - der Staaten, die so frei sind, die ganze Welt als ihr rechtmäßiges Ausbeutungsmaterial, also auch ihre Einflußsphäre zu betrachten und zu behandeln; - gegen die Friedenspolitik der NATO, die mit a l l e n Mitteln den Störenfried der "Weltwirtschaftsordnung", die Sowjetunion aus der Welt schaffen will (was mit den Bedürfnissen der von der öst- lichen Volksherrschaft Betroffenen rein gar nichts zu tun hat); - gegen die Friedenspolitik der BRD-Regierung, deren Zweifronten- krieg heute darin besteht, einerseits den Ostblock per Geschäft zu zersetzen, andererseits die Endlösung per Aufrüstung vorzube- reiten; - gegen die Freiheit, die so demokratisch in die Offensive geht, daß sie 40 Jahre nach dem Unternehmen Barbarossa das Volk wieder einmal in ihrem eigenen Namen gegen die Russen schickt, weil nur eine "Politik der Stärke" die Freiheit verteidigt. Nachbemerkung für alle "ausgewogenen" Freunde der "Blockfreiheit" Wenn die NATO-Demokratien SS20 beseitigen, Polen dem Vatikan übergeben und Afghanistan befreien wollen, diesen Willen als "Kriegsgefahr" bezeichnen und dieser wiederum durch das "Totrüsten" begegnen, dann ist die militärische Siegkalkulation der Freiheit d e r Grund für den 3. Weltkrieg. Und von dieser Kalkulation aus darf jeder, der diese Wahrheit ausspricht, als einer behandelt werden, der "Verständnis" für die Völkerfreund- schaft sowjetischer Bauart hat - also als Feind. Wer auf die SS20 deutet und die Tatsache, daß die Sowjetunion Waffen besitzt, mit denen sie ihre Sorte Staat, Recht und Ökono- mie behaupten will, für eine Bedrohung des friedlichen Lebens in der westlichen Hemisphäre hält, vergißt, was amerikanische Präsi- denten im Umgang mit einen unbewaffneten Osten anstellen würden. Wer sich über Afghanistan empört, hat übersehen, daß im freien Westen die gewaltsame Zuständigkeit für fremde Länder mit dem Ar- gument "unsere Interessen" - die immer nur verteidigt werden müs- sen - eine selbstverständliche außenpolitische Übung ist, die sich nun eben verstärkt auch auf Afghanistan erstreckt. Wer um das Selbstbestimmungsrecht der Polen besorgt ist, ist über die Angst vor den Kriegsvorbereitungen des eigenen Staates hinweg; seine "Selbstbestimmung" findet er in einer moralischen Zustän- digkeitserklärung für die rechten Verhältnisse in Polen und an- derswo, womit nicht nur großzügig darüber hinweggesehen wird, wer hierzulande über was bestimmt. Vergessen ist auch die Kleinig- keit, daß Befreiung von außen das Geschäft sehr potenter Staats- gewalten ist, wie sie heute in der NATO verbindet sind und ihr Volk in Fabrik und Kaserne zum Dienst an ihrem Weltherrschafta- progmmm heranziehen. Ganz zu schweigen davon, wie Befreiung von außen immer ausgeht! Wenn der Westen es versteht, in Woche für Woche eskalierenden Er- pressungsmanövern der Sowjetunion ihre Existenzberechtigung abzu- sprechen, ihr definitiv für den Fall ausbleibenden Wohlverhaltens die Kriegsschuld zuzuerkennen, und so die eigenen Gründe für die strategische Offensive den Russen als von ihnen verursachte in die Schuhe schiebt, dann muß man nicht auch noch eine moralische NATO von unten gründen. Gegen den militanten und bedingungslosen Friedenswillen des Westens gilt es zu demonstrieren! Wer vom Imperialismus nichts wissen will, der soll nicht beim Krieg plötzlich erschrecken! zurück