Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK OSTPOLITIK - Deutschland über alles


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WARUM MÜSSEN "RUMÄNIENDEUTSCHE" HEIM INS REICH?

Mindestens 1,4 Milliarden Mark will - die Bundesregierung an den rumänischen Staat zahlen, damit der schätzungsweise 200.000 "Siebenbürger Sachsen", Banater und sonstige "Schwaben" in die BRD einreisen läßt. Höchst eigenartig - seit wann wird in der BRD denn Geld zur Verfügung gestellt, damit Leute, denen es bei sich zu Hause nicht gefällt, hierzulande einwandern können? Normaler- weise geht's doch wohl andersherum. Wenn staatliche Gelder locker gemacht werden, dann für Abschiebehaft und Rücktransport von un- erwünschten Asylanten. Sonst erzählen Politiker bei jeder Gelegenheit, daß "wir kein Einwanderungsland" sind. Jetzt heißt es, die Bundesregierung müßte unbedingt im Namen sämtlicher Menschheits-Ideale tätig wer- den. Angesichts der - von Genscher, Kohl und Co. persönlich fest- gestellten "Armut und Unterdrückung" in Rumänien können sie an- geblich gar nicht anders, als die Leute vom Karpatenbogen in bun- desdeutsche Auffanglager zu holen. "Freigekaufte" Rumänen darf man deshalb keineswegs mit den sogenannten "Wirtschaftsflücht- lingen" verwechseln. Der Name wurde in Bonn bekanntlich extra für solche Ausländer erfunden, die "wir" keinesfalls mehr "verkraften können". Also für all die Elendsfiguren, an denen bundesdeutsche Behörden klarstellen, daß Elend, Bürgerkrieg oder drohende Todesstrafen in den Heimatländern noch lange kein Grund sind, es sich in hiesigen Asylantenwohnheimen gemütlich zu machen. Was der zentrale Unterschied zwischen Ost-Aussiedlern und Asylan- ten ist - dafür gibt es Lauter verlogene Begründungen... -------------------------------- Angeblich soll die Unterdrückung in Rumänien ja ganz besonders unerträglich sein. Die Großartigkeit der "humanitären Geste" der Bundesregierung wird unterstrichen durch Berichte in Presse und Fernsehen sowie durch offizielle Beschwerden der Kirchen und der christlich-sozial-liberalen Politiker über die neuesten "größenwahnsinnigen Pläne" des dortigen Chef Ceausescu: Dörfer sollen niedergewalzt und statt dessen "Agrar-Kombinate" aufgezo- gen werden. Sehen wir einmal davon ab, daß ein Ceausescu nie und nimmer ein Bauernlegen von dem Kaliber hinkriegt, wie es die EG-Agrarpoliti- ker in den letzten Jahrzehnten im freien Westen veranstaltet ha- ben. Was soll eigentlich so entsetzlich daran sein, wenn es keine urtümlichen Balkan-Dorfgemeinschaften mehr gibt? Bundesdeutsche Fernsehanstalten bringen es allen Ernstes fertig, Bauern vorzu- zeigen, die mit Hacke und Sense mühsam ihre Scholle bearbeiten und dann Krokodilstränen darüber zu vergießen, daß diese wenig ertragreiche Knochenarbeit abgeschafft werden soll. Die trostlo- sesten Wohn- und Lebensverhältnisse werden als kulturelle Tradi- tion ausgepinselt. Man muß geradezu auf dem Standpunkt stehen, daß die Leute dort eigentlich Insassen eines großen Freilicht-Mu- seums sind, um den Verlust von dieser Sorte Landleben zu bedau- ern. Dieselben westdeutschen Rumänien-Kritiker beherrschen dane- ben selbstverständlich jederzeit den Vorwurf, daß die Versorgung der rumänischen Bevölkerung mit Lebensmitteln - Planwirtschaft - ganz katastrophal sei. Ändern dürfen die dortigen Planwirtschaft- ler die heimische Lebensmittelproduktion aber auch nicht dann zerstören sie ja "jahrhundertelang gewachsene" Kleinbauern-Idyl- len. Und dieselben Politiker führen gleichzeitig lebhafte Debat- ten z.B. darüber, ob man die Aussiedler nein, nicht in den Auf- fang- und Zeltlagern heimisch werden läßt, in denen sie jetzt schon massenhaft und ziemlich dauerhaft hausen, sondern - in eine 'eigene Stadt' getrennt vom deutschen Rest der Nation ansiedelt. Der Plan verschwand schnell wieder vom Tisch - das wäre Getto- isierung, hieß es -, und statt dessen wurde im Schnellverfahren ein gesondertes soziales Aussiedler-"Wohnungsbau- und -umbauför- derungsprogramm" für 30-45.000 Wohneinheiten aufgelegt, bei dem - schließlich müssen die Bauherren ja anbeißen - die Mietbindung schon nach 5 Jahren erlischt. Dann dürfen die eingemeindeten Deutschen wohl wieder mal umsiedeln... Solche Widersprüche im hiesigen Vorwurfswesen gegen das "rumänische Unrechtsregime" sind aber scheißegal. Es geht schließlich nicht um das materielle Wohlergehen irgendwelcher Balkan-Bewohner. Der Hauptvorwurf heißt: In Rumänien werden leib- haftige Deutsche von einer Fremdherrschaft drangsaliert. Die Behauptung ist einerseits reichlich absurd. Leute, die ihr Lebtag auf dem Balkan verbracht haben, kein Wort Deutsch können und auch sonst keinen Dunst von ihrer "Ur-Heimat" haben, werden zu Original-Deutschen erklärt. Begründet wird das Ganze damit, daß die Vorfahren "unserer Rumäniendeutschen" tatsächlich vor ca. 800 bis 1000 Jahren aus Regionen, die inzwischen Deutschland hei- ßen, auf den Balkan ausgewandert sind. Eine lupenrein rassisti- sche Idiotie: Man soll sich vorstellen, der schwarz-rot-goldene Reisepaß samt Bundesadler hätte sich seit Urzeiten in gutes deut- sches Erbgut eingeprägt - und schon gehören 200.000 rumänische Staatsbürger eigentlich unter die Herrschaft von Kohl und Gen- scher. Nach derselben Logik könnte die polnische Regierung An- spruch erheben auf alle Tilkowskis und Schimanskis im Ruhrgebiet. Andererseits ist das mit dem Deutschsein nun mal so: Wenn die Bundesregierung beschließt, da sie die rechtmäßige Regierung von irgendwelchen Auswärtsmannschaften sein will - haben die auch eine deutsche Nationalität, ob sie es wissen oder nicht. Irgend- ein Anhaltspunkt findet sich allemal, um so zu tun, als ob das Deutschtum eine Natureigenschaft dieser Leute wäre. Und wenn es schon nicht die 'Mutter'-Sprache ist, die sie völkisch qualifi- ziert, und auch sonst nichts, was irgendwie nach einer deutschen 'Heimat' aussieht, in die diese Menschen gehören, dann ist es eben die zweifelsfrei urdeutsche Abkunft. Nach der Tour lassen sich natürlich überall auf der Welt Zusatz-Untertanen zurechtkon- struieren. Es kommt nur darauf an, wo man sie finden w i l l. Fündig wird die Bundesregierung nur in einer Himmelsrichtung: Im Ostblock tummeln sich lauter betreuungsbedürftige Volksgenossen, nicht nur Rumänien-, sondern auch Polen-, Rußland- und sonstige Deutsche. Benutzt werden sie als Titel ...für bundesdeutsche Ansprüche gegen den Osten ----------------------------------------------- Die Bundesregierung erklärt sich zuständig für einen Teil des dortigen Staatsvolks - 200.000 "Rumäniendeutsche" sind aus Bonner Sicht eine jederzeit einsetzbare Handhabe gegen die rumänische Regierung. Der wird schlicht und einfach bestritten, daß es sich bei diesen Leuten um i h r e Untertanen handelt. Was immer die Regierung in Bukarest an innenpolitischen Maßnahmen beschließt, die westdeutsche Regierung verlangt im Namen ihrer "Siebenbürger Sachsen" ein Kontroll- und Mitspracherecht. Man ist es ja inzwi- schen gewöhnt, daß alle westlichen Regierungen sich unter dem Ti- tel "Menschenrechte" in die Innenpolitik der Ostblock-Staaten einmischen. "Menschenrechte": Da wird so getan, als wären die Leute da drüben von Natur aus - als "Menschen" - eigentlich Un- tertanen der "freien Welt", noch bevor sie Bürger ihrer soziali- stischen Staaten sind. Auf diese Frechheit setzt die Bundesregie- rung noch eins drauf. Sie kann das auch noch ganz besonders deutsch ausdrücken: Im Namen von ein paar tausend ahnungslosen Bauern stellt sie klar, daß der rumänische Staat über Leute be- fiehlt, die schon längst Kohl und Genscher gehören. Mit diesem Anspruch führt sich die BRD tatkräftig als Störenfried in Rumänien auf. Die Dörfler auf dem Balkan müssen immerhin erst noch damit bekannt gemacht werden, wo Bonn liegt, daß sie dort noch eine Neben-Obrigkeit haben und wie ein Aussiedlungsantrag gestellt wird. So wird ihnen beigebracht, daß sie mit ihrem Leben in Rumänien gar nicht unzufrieden genug sein können. Denn schließlich gibt es einen machtvollen Staat am Rhein, dem sie mit ihrer Unzufriedenheit einen Gefallen tun, und an den sie sich ge- fälligst wenden sollen. Wenn sie das mit dem Versprechen verwech- seln, in der BRD würde sie ein sorgenfreies Leben erwarten - dann haben sie sich getäuscht. So ist das Aussiedlungs-Programm der Bundesregierung von Anfang an nicht gemeint gewesen. Ceausescu soll ein Teil seines Staatsvolks abspenstig gemacht werden und dadurch ein ständiger Unruheherd i n R u m ä n i e n am Leben erhalten werden. Dieses Freiheits-Programm ist der BRD offensichtlich ein paar Milliarden und die Unterbringung von et- lichen tausend Aussiedlern in Barackenlagern bzw. staatlich ge- förderten Gettos und Armenquartieren, sowie ein deutsches Alpha- betisierungsprogramm wert, damit die Aussiedlermannschaft nicht völlig unbetreut die Sozialstatistik bereichert. Wie bei allen Sozialfällen, mit denen massen- und dauerhaft gerechnet wird, denken die menschen- und deutschenfreundlichen Politiker auch bei dieser Zusatzmannschaft nämlich an eine ordentliche politische Verwaltung. Und mit den Beschlüssen zur finanziellen Ausstattung der bundesdeutschen Aussiedlerinstanzen läßt sich außerdem der Anspruch auf östliche Volksteile gebührend untermauern. Kleinere Rassenprobleme ----------------------- gibt's dann nur noch mit den alteingesessenen Deutschen zu re- geln. Angesichts ihrer neuen "Brüder und Schwestern" will denen der offiziell gültige Rassismus manchmal nicht recht einleuchten. Daß Rumänen plötzlich auch Deutsche sind, kriegt ein guter Staatsbürger nach seinen üblichen nationalen Maßstäben nicht so leicht auf die Reihe. Immerhin hat er begriffen, was seine Regie- rung ihm seit Jahr und Tag erzählt: Ausländer - vor allem, wenn sie in Scharen in Auffanglagern hausen - haben hier nichts zu su- chen. Deshalb bemüht sich die bundesdeutsche Obrigkeit derzeit nach Kräften um die Klarstellung, daß das Volk mit seinem Urteil über unliebsame Ausländer erstens prinzipiell richtig liegt. Zweitens darf dieses Urteil auf "unsere Aussiedler" schon deshalb nicht angewandt werden, weil es ja Deutsche sind. Und drittens ist es die "nationale Pflicht" von jedem Bürger, das einzusehen. Das wird sich doch wohl noch begreifen lassen - wofür die Sache mit den Rumänien-Aussiedlern gut ist: Sie stehen dafür ein, daß die Bundesrepublik im Osten noch viel zu ändern hat. P.S.: Wenn dieser nationale Dienst der Aussiedler erst einmal feststeht, dann gelten sie viertens auch als ganz normale Deut- sche, die selbstverständlich am Ende der Sozialskala rangieren. Daher geben sie auch einen brauchbaren Titel ab für all die be- kannten Debatten von Öffentlichkeit und Politikern, wie die Ar- beitslosen nützlich zu machen und die Sozialkassen zu entlasten sind. Unbekannt sind die Rezepte, die da angeboten werden, nicht; bloß dienen sie jetzt eindeutig der Integration der Aussiedler: Die FDP träumt laut von einer Beschäftigungsoffensive für Rüber- geholte, indem man - natürlich nicht nur für sie! - die "starre Tarifpolitik lockert" und "differenzierte Löhne, die auch unter den Tarifen liegen können", zuläßt. CSUler fragen öffentlich an, ob nicht altdeutsche Rentner zu recht neidisch auf "überhöhte Rentenansprüche" von Polacken, Rumänen usw. sind, wo sie selber doch so wenig bekommen, und ob nicht - wenn schon sonst auch - erst recht die "Finanzierbarkeit der sozialen Leistungen für Aus- siedler überprüft" werden müsse... So sind die künftigen Deutschrumänen jetzt schon voll integriert - in die politische Propaganda für niedrige Löhne, Renten- und andere Kürzungen, in den gezielt geschürten Neid auf die 'Privilegierten' in der so- zialen Hängematte; also in die verschiedenen proletarischen Not- gemeinschaften, die den goldenen Westen samt seinem wachsenden kapitalistischen Reichtum auszeichnen. zurück