Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK OSTHANDEL - Politische Erpressung mit Ökonomie


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       Münchner Hochschulzeitung Nr. 8, 26.01.1983
       
       Der Veranstaltungskommentar
       
       Studium universale an der TUM-Weihenstephan
       

DR. MAUL: EUROPÄISCH-AMERIKANISCCHER KONFLIKT UM DEN OSTHANDEL

Dr. Maul vom GSI der Uni München ließ gleich zu Anfang seines Re- ferats seine Beschlagenheit raushängen. Wo der Mann überall schon gewesen; ist sogar in Ottawa auf dem Wirtschaftsgipfel 1981 durfte er als Journalist des Bayerischen Rundfunks den Duft der großen weiten Macht schnuppern. Was er in seinem Referat zu bie- ten hatte, war neben einer Aufzählung statistischer Daten, die man jeder Zeitung entnehmen kann, das Geschichtchen vom unschul- digen bundesdeutschen Imperialismus im Umgang mit dem Osten. Im Gegensatz zu den USA, die den Osthandel unter strategischen Gesichtspunkten begutachten, ihn "instrumentalisieren" wollen, betreiben, laut Dr. Maul, die "Europäer" allen voran die BRD, den Handel mit dem Gegner im Osten pur nach dem Ideal des wechselsei- tigen Nutzens. Wenn die amerikanischen Einwände gegen das Erdgas- Röhrengeschäft den möglichen Devisenzuwachs bei der Sowjetunion bemängeln, und die Europäer kontern, daß dies gar nicht ausge- macht sei, wegen der rückläufigen Öleinnahmen, dann will Dr. Maul nicht auffallen, daß der Streit, der da geführt wird, sehr wohl von dem gemeinsamen Zweck bestimmt ist, den Osthandel als vormi- litärische Waffe einzusetzen. Beide gehen ja davon aus, daß es von Übel wäre, wenn die SU über Devisen frei verfügen könnte, und nicht beständig darauf zu achten hätte, Devisen für die Verzin- sung und Tilgung von Schulden heranzuschaffen. Dabei sind die Schulden ja wohl Resultat der B e n u t z u n g der östlichen Volkswirtschaften durch die Leute hierzulande, die beim "friedlich schiedlichen Handel" auf ein Geschäft aus sind und es auch machen. Von wegen also "internationaler Handel sans phrase". Den hat es noch nie gegeben, auch nicht zwischen den verbündeten Nationen in EG und NATO. So mancher "Wirtschaftskrieg" von Hühnchen bis zum Walzstahl, vom Videorecorder bis zum Atomkraftwerk, wurde da aus- getragen. Und gerade beim ökonomischen Umgang mit dem "gegnerischen System" sollen politische Kalkulationen keine Rolle mehr spielen? So wohlwollend Dr. Maul also dem Osthandel gegenüberstand, um so mehr Kritik übte er an der Art und Weise, wie dieser in Szene ge- setzt wird. Und zwar ist ihm die Vergabe der Kredite im Ostge- schäft ein Dorn im Auge, die er mit dem Steuerzahlerargument als unzulässige Subvention der Gegenseite geißelte. Es sei eine Un- verschämtheit der europäischen Staaten, das Geld, das sie von ih- ren Untertanen eingezogen haben den Russen in den Rachen zu wer- fen über billigen Kredit. Dabei fällt ihm schon gar nicht mehr auf, 1. wer da subventio- niert wird, nämlich die hiesigen Kreditinstitute, 2. daß der Staat Steuern wegen seiner Finanzhoheit bezieht, und er allein entscheidet was damit gemacht wird, und 3. daß gerade über den gescholtenen Kredit es die "westlichen Industrienationen" in Po- len so weit gebracht haben, daß Nahrungsmittel und Kohle in Polen Mangelware sind, weil auf die vertraglichen Lieferungen von Ge- flügel und Kohle in den Westen gedrungen wird, mit der Drohung, Polen für zahlungsunfähig zu erklären. Nur eines ist Dr. Maul klar, daß den Staaten im Osten nichts ge- schenkt gehört, und sie sich gefälligst mehr als bisher darum be- mühen sollten, den westlichen Gepflogenheiten in Sachen Geschäft nachzukommen. Da könnten die zwar gleich ihren Laden dicht ma- chen, aber so war's ja wohl auch gemeint. zurück