Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK BERLIN - Sumpfblüte des Imperialismus


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       Wochenschau
       

RUHE UND ORDNUNG IN BERLIN

Am 17. Juni ging in Westberlin eine "Konservative Aktion" auf die Straße, um den Feiertag der Nation durch eine Demonstration gegen "zersetzende Elemente" im Innern zu komplementieren: Türken und Hausbesetzer. Dagegen gab's Kritik von SPD und CDU, die beide den "inneren Frieden der Stadt" durch den Löwenthal-Verein gefährdet sahen. Endgültig sichergestellt hat ihn dann der zuständige In- nensenator Lummer mit seiner Polizei, die tat- und schlagkräftig die eigentlichen Störenfriede ausmachte und demonstrativ ab- räumte. Streng nach der Logik, daß ein linker Demonstrant schon so gut wie ein gewalttätiger Demonstrant ist, stand das Urteil über eine Protestdemonstration gegen die "Konservative Aktion" von vornher- ein fest: Eine Ansammlung von potentiellen Gewalttätern. Und die- ses Urteil wurde wahr g em a c h t: Die Demonstration wurde beendet, indem man alle Anwesenden als Rechtsbrecher, die jede Härte verdienen, verfolgte. Nach dem Aufhängen eines Transparents auf U-Bahn-Gelände befand es die Polizei für unbedingt nötig, den "Täter" zu verhaften, und Versuche, der Verhaftung zu entgehen, lieferten den gewünschten Beweis: Bei den Demonstranten handelte es sich um den "uneinsichtigen Mob der Szene". Deswegen wurde ihnen auch gleich gar keine Möglichkeit zur "Einsicht" gelassen und das Bemühen, einen friedlichen und geordneten Rückzug der Demonstranten zu or- ganisieren, durch die Abriegelung des Kundgebungsplatzes durch die Polizei verhindert. Abziehende Demonstranten wurden mit Trä- nengas beschossen, verfolgt und verprügelt. Nachdem die Polizei nach Stunden befand, daß ausreichend nachge- wiesen war, daß die von ihr mit Gewalt Auseinandergetriebenen es sind, die "den Terror auf die Straße tragen", begann sie mit dem Abräumen all derjenigen, derer sie habhaft werden konnte. Resul- tat der polizeilichen Aktion: Räumung eines besetzten Hauses, über 200 Festnahmen, 14 Haftbefehle wegen des Verdachts des schweren Landfriedensbruchs und des Widerstands gegen Polizeibe- amte sowie die Auskunft des Roten Kreuzes, daß viel mehr "Zivilisten" verletzt worden seien jemals zuvor bei ähnlichen Auseinandersetzungen. Und weil die Berliner Polizei mit ihrem Vorgehen gegen die Protestdemonstration klargestellt hat, daß der innere Frieden der Stadt genau dann gefährdet ist, wenn sie den Verdacht äußert, daß er in Gefahr ist, sie sich in puncto Her- stellung von Ruhe und Ordnung also einiges vorgenommen hat, ist auch noch folgendes Resultat zu vermelden: Die Gewerkschaft der Polizei sieht einmal mehr den Beweis erbracht, wie dringend not- wendig es ist, die Berliner Polizei für die Zukunft mit CS-Gas auszustatten. zurück