Quelle: Archiv MG - BRD AUSSENPOLITIK ANSCHLUSS - Die Eroberung der DDR


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NOTORISCHE ÜBERSIEDLER UND NOTORISCHE DRÜBENBLEIBER DIE NÜTZLICHEN IDIOTEN DER BUNDESREPUBLIK SINKEN IM KURS

War das eine menschliche Anteilnahme - an den Eingeschlossenen in der Budapester und Prager Botschaft, die unter unmöglichen Um- ständen ausharren mußten, ehe sie in das gelobte Land BRD durf- ten! Unsere Öffentlichkeit immer dabei! War das eine politische Parteinahme - für die Oppositionellen in der DDR, die nach Mei- nungsfreiheit, freien Wahlen und ihrer Zulassung riefen! Unsere Öffentlichkeit immer dabei! "Deutsch-deutsche" Schicksale wurden beklagt, die Unterdrückung demokratischer Herzensanliegen ange- prangert. Immerzu ging es ausschließlich um "die Menschen" mit ihren berechtigten Sorgen und Ansprüchen, die unsere volle Sympa- thie und selbstlose Unterstützung verdienten. Hieß es. Lauter Lügen! Das einzige, worauf es wirklich ankam, war die Funktion, die diese Figuren für unsere alleinvertretungswilligen Politiker erfüllt haben. Die guten Dienste waren gefragt, die sie der BRD damit geleistet haben, daß sie dem Staat drüben das Ver- trauen aufgekündigt, die Produktion ein Stück lahmgelegt und die SED in Herrschaftsschwierigkeiten gebracht haben. Diese Menschen waren die nützlichen Idioten für die feindlichen Eingriffe der Bundesrepublik in die DDR-Souveränität, und sonst nichts. Jetzt haben sie ihre Hauptschuldigkeit getan - und verlieren prompt ih- ren menschlich-politischen Kredit. Jetzt hat die SED die Grenzen aufgemacht, läßt die Bürger frei reisen + ausreisen. Schon erfahren die Rübermacher, daß außer ih- rer Funktion nichts zählt. Ihr Freiheitsdrang ist jetzt, wo er seine staatszersetzende Wirkung getan hat, längst nicht mehr so gefragt. Jetzt hat die SED das Volk ein Stück freigegeben. Seit- dem gelten die Übersiedler mehr und mehr als Last für die BRD, und von oberster Stelle in Bonn ertönt der Ruf, der bisher zu den Hinterhältigkeiten der SED gerechnet wurde: Die DDRler sollten lieber drüben bleiben oder wieder nach drüben gehen zum "Aufbauen" der DDR. Vor deutsch-deutscher Grenzgängerei und neuen Sorten Schwarzarbeit wird seitdem gewarnt. Die BRD hat nämlich nur noch eine bescheidene Funktion für die Rübermacher und Rüber- gemachten: Sie dienen dem Aufruf an die Adresse der SED, sie müßte bei sich Zustände schaffen, daß auch noch der letzte BRD- Fanatiker wieder nach drüben will. Ein passender Appell, wo Tau- sende hier auf längere Zeit ein Lagerleben in Freiheit genießen dürfen und gerade dafür gesorgt wird, daß ihre Ansprüche an den Sozialstaat nicht in den Himmel wachsen. Es hängt eben ganz vom "deutsch-deutschen" Interesse ab, was als "Schicksal" zählt! Jetzt läßt die SED die Opposition ausgiebigst zu Wort kommen, gibt ihr in fast allem recht und verspricht baldigst freie Wah- len. Schon erfahren die notorischen Dableiber, daß sie es mit ih- rem Verständnis von Freiheit und Demokratie den bundes- republikanischen Betreuern gar nicht mehr recht machen können. Jetzt entdecken unsere Politprofis ganz ohne Bevormundung, daß dem "Neuen Forum" und Co. der Charakter einer ordentlichen Partei mit Regierungsanspruch und -fähigkeit (noch) abgeht. Den einen ist die Oppositionsbewegung viel zu idealistisch, statt machtbe- wußt, weil sie weiterhin von einem alternativen Neuaufbau der DDR träumt und in diesem Sinne manchmal sogar auf eine "erneuerte" SED setzt. Den anderen denkt sie umgekehrt viel zu machtbewußt, weil sie die Wiedervereinigung überhaupt nicht zur Debatte stel- len will und vor einem Ausverkauf der DDR warnt, statt nach BRD- "Hilfen" zu lechzen. Da tut Nachhilfe not, wenn aus Demokratie- Fans vertrauenswürdige Ansprechpartner der bundesdeutschen Macher werden sollen. Die freien Journalisten, die so ausgiebig das Sprachrohr der DDR-Opposition gespielt haben, pochen jetzt dar- auf, daß sie am besten wissen, wie Opposition funktionieren muß. Jedenfalls nicht als eine demonstrierende Demokratie-, Umwelt- und Friedensbewegung in einem anderen Teil Deutschlands. Der Ruf nach freien Wahlen sofort - in Ehren. Aber stattfinden sollen sie erst dann, wenn, und so, daß nach dem Geschmack der Bonner Ober- demokraten regierungsfähige Figuren drüben die Regierung überneh- men können. Figuren, die das Bonner Vertrauen genießen, weil sie das ihres Volkes zu strapazieren gewillt sind. Deshalb hält man sich vorläufig lieber an die SED-Machthaber, mit denen sich vor- läufig doch ganz gut im BRD-Sinne Staat machen läßt, und speku- liert auf die Opportunisten von den Blockparteien, die die demo- kratische Kunst beherrschen, sich im rechten Moment als Regie- rungsalternative aufzuspielen, und auf Betreuung durch die BRD- Parteien schielen. An dem schönen Ruf nach Freiheit für die Men- schen zählt eben nur die Freiheit, die unsere Politiker meinen: ihre eigene! zurück