Quelle: Archiv MG - BRD ALLGEMEIN - Auf dem Weg zur Weltmacht


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       Bundesdeutsche Ideologien '83:
       
       Die bundesdeutsche  Republik besitzt einen seltsamen Staatsfeier-
       tag. Sie  begeht feierlich  einen Arbeiteraufstand  in  der  DDR.
       Nicht, weil  sie   f ü r   a u f s t ä n d i s c h e   A r b e i-
       t e r   viel  übrig  hätte,  sondern  weil  sie  den  aufmüpfigen
       Nationalismus von   D D R-Bürgern  als  Berechtigungsausweis  für
       i h r e n   A n s p r u c h  schätzt, den Ostblock unter das Dik-
       tat der  westlichen Freiheit  zu beugen,  Ein Anspruch, der - wie
       jeder weiß  - ohne  Krieg nicht  durchzusetzen ist, deswegen aber
       erst recht  nicht preisgegeben werden darf. Er beherrscht die Di-
       plomatie der Nation und das falsche Bewußtsein ihrer Untertanen.
       

WIEDERVEREINIGUNG

"Das gesamte deutsche Volk bleibt aufgefordert, in freier Selbst- bestimmung die Einheit und Freiheit Deutschlands zu vollenden." (Präambel zum GG) "Die deutsche Nation besteht fort. Wir sind für das Selbstbestim- mungsrecht aller Völker und für das Ende der Teilung Europas. Wir werden alles tun, um in Frieden die deutsche Einheit zu erstreben und zu vollenden." (Regierungserklärung vom 4. Mai 1983) 38 Jahre nach seiner Auflösung heißt das weiland deutsche Reich "die deutsche Nation" oder auch "deutsche Einheit" und "besteht fort". Der neue Kanzler konnte diese seine Aussage gar nicht dick genug unterstreichen, gerade weil sie nicht stimmt. Was immer ein Patriot sich unter Großdeutschland vorstellen mag, n i c h t s d e r g l e i c h e n e x i s t i e r t zwischen Maas, Memel, Etsch und Belt. Das "Wieder-" vor "-Vereinigung" ist eine dicke Lüge: die "Grenzen von 1937" gibt es schon seit 1937 nicht mehr, und die "deutsche Nation" wurde nicht zerschlagen wie eine Tasse, so daß man vor einem Häuflein unbrauchbarer Scherben steht, son- dern die Siegermächte des 2. Weltkriegs haben auf dem eroberten Territorium zwei sehr komplette Nationen eingerichtet, die schon seit Jahrzehnten so prächtig funktionieren, daß deren Regierende, und gerade die in Bonn, in der Oberliga der Mächte mitmischen. Von wegen, die BRD wäre das Opfer einer "unseligen Spaltung", an der sie schwer zu tragen hätte. Ausgerechnet sie, die mit Außen- handel, Kapitalexport und einer schwungvollen Diplomatie auf der ganzen Welt Land und Leute benutzt, soll auf die Eingemeindung von Zeiss/Jena und dem Müggelsee angewiesen sein, um eine kom- plette Nation zu werden? Der selbsterteilte Auftrag des bundesdeutschen Nationalismus, "die Einheit Deutschlands zu vollenden (!)", ist ein I d e a l i s m u s, wie ihn nur eine imperialistische Staatsge- walt zustandebringt. Kein politischer und kein ökonomischer Er- folg kann die deutsche Nation zufriedenstellen - nicht die er- folgreiche Benutzung des Weltmarkts durch deutsche Geschäfts- leute, die ihren Konkurrenten weltweite Maßstäbe setzen, nicht die Anerkennung der BRD als einflußreichste westliche Macht nach den USA, die den hier Regierenden weltweit und gerade in Ostber- lin und Moskau entgegengebracht wird -, solange d e r nationale Mißerfolg nicht beseitigt ist: die "Eigenstaatlichkeit" der DDR und die Souveränität Polens und der SU über ihre Westgrenzen. Die BRD definiert sich als deutsche Nation, die erst dann eine ist, wenn der Ostblock zerschlagen und eine ganze durch den Weltkrieg II etablierte Weltmacht Nr. 2 kapituliert hat. Nach dem verlore- nen Krieg kaum wieder in aller Form konstituiert, hat die deut- sche Republik schon wieder ein Ziel, das nur mit einem Krieg zu realisieren ist. Deshalb ist das diplomatische Dementi, die "deutsche Einheit" solle "in Frieden" "vollendet" werden, so alt wie die BRD. Anlaß zur Beruhigung gibt es nur für zu bodenloser Vertrauensseligkeit entschlossene Nationalisten. Denn erstens spricht die Einheit-in- Frieden-Phrase das Selbstbewußtsein der Politiker aus, daß der Wiedervereinigungsanspruch ein deutsches K r i e g s thema ist, sonst wäre das Dementi nicht nötig. Zweitens teilt es mit, daß die BRD es nicht unbedingt auf einen Krieg anlegt, es wegen der Wiedervereinigung aber jederzeit auf einen Krieg ankommen läßt. Denn drittens stellt das Dementi zugleich klar, daß der Wieder- vereinigungsanspruch trotz seiner Kriegsträchtigkeit auf keinen Fall aufgegeben wird, also ein e c h t e s K r i e g s z i e l ist. Die deutsche Frage ------------------ wird von der ach so reduzierten BRD an die Adresse einer Welt- macht und aller ihrer Verbündeten g e s t e l l t und hat zum Inhalt nichts anderes als die b e d i n g u n g s l o s e F e i n d s c h a f t s e r k l ä r u n g gegen das östliche S y s t e m aus ureigensten deutschen Gründen. Deshalb setzte sich Adenauer nicht in Gegensatz zum Grundgesetz und seinem Wie- dervereinigungsgebot, als er die "Westintegration" der BRD be- trieb und alle östlichen Angebot höhnisch zurückwies, mit der BRD auch die DDR in ein neutrales Gesamtdeutschland aufzulösen. Eine weltpolitisch drittklassige Rolle nach dem Muster Österreichs war den M a t e r i a l i s t e n d e r e r f o l g r e i c h e n G e w a l t in Bonn etliche Nummern zu klein - die USA und ihr durchgesetzter Anspruch auf Benutzung des ganzen Globus ist von Anfang an das Erfolgskriterium des bundesdeutschen Nationalismus. Die Gründungsakte der BRD, das GG, ruft in seiner Präambel ja auch nicht zur Widergewinnung von ein paar tausend Quadratkilome- tern Land auf, sondern trifft im Namen der "Einheit und Freiheit Deutschlands" einen Unvereinbarkeitsbeschluß gegen die s o u v e r ä n e E x i s t e n z der Staaten östlich der "Zonengrenze". Deshalb stellt die gemeinsame Systemfeindschaft der imperialistischen Staaten gegen den Osten das einzige, aber auch das einzig erfolgversprechende Mittel dar, die "deutsche Frage" überhaupt zu stellen; und deshalb ist die rückhaltlose Be- teiligung der BRD am Programm der NATO, den Osten mit einer frag- los überlegenen militärischen Macht zu konfrontieren, die Me- thode, die "deutsche Frage nicht nur theoretisch offenzuhalten" (CDU). Dank Willy Brandt und Helmut Schmidt (Hardthöhe und Kanzleramt) sind die Zeiten fast schon vergessen, da im Rahmen der Hallstein- Doktrin BRD-Diplomaten in westlichen und afrikanischen Hauptstäd- ten um die diplomatische Rücksicht einkamen, die DDR doch bitte nicht anzuerkennen. Heutzutage ist keine Frage mehr, an welchem deutschen Fluß die international maßgebliche deutsche Hauptstadt liegt. Die DDR selber und Moskau zumal laufen der BRD mit aner- kennenden Reverenzen vor dem bundesdeutschen Nationalismus und seinem ganz eigenen "Interesse" hinterher - in der Hoffnung, die- ser Nationalismus wäre durch einen gewinnträchtigen Osthandel und diplomatisches Hofieren zu saturieren. Die BRD hingegen fürchtet nicht um ihre Sicherheit, wenn sie die durch den Osthandel ge- schaffene ökonomische Abhängigkeit der östlichen Staaten zu einem Wirtschaftskrieg gegen die SU ausnützt. Schließlich lehrt die auf die Kriegführung in Europa spezialisierte Bundeswehr die "größte Landmacht" SU mittlerweile das Fürchten; ganz zu schweigen von dem zweiten, nämlich euro-"strategischen Gleichgewicht", das es demnächst gestattet, die SU von bundesdeutschem Boden aus atomar fertigzumachen. Weil die "deutsche Frage" eine Gewaltfrage ist, wird jetzt auch die 10 Jahre lang gepflogene diplomatische Heu- chelei fallengelassen, in Verträgen die Ostgrenzen von '47 anzu- erkennen und das prinzipielle Beharren auf den Gebietsansprüchen in Zusatzprotokollen als verbindliche deutsche Interpretation der Verträge niederzulegen. Der nie aufgegebene Anspruch wird wieder offensiv und kompromißlos geltendgemacht - weil NATO-weit die Ge- waltmittel und der politische Einsatzwille da sind, mit der NATO- Weltrevolution ernstzumachen, in deren Vollzug auch die "deutsche Frage" gelöst wird. Das Selbstbestimmungsrecht -------------------------- der deutschen Nation ist der moralische Titel auf die Selbstge- rechtigkeit und Härte, mit der die BRD dieses Ziel verfolgt. Wie- dervereinigung Deutschlands unter dem Titel "Selbstbestimmung der Deutschen" ist nicht bloß der maßlose Anspruch eines staatlichen Souveräns an andere, Interessen, die sie für unabdingbar halten, aufzugeben - dieser maßlose Anspruch will außerdem als ein g u t e s R e c h t gewürdigt sein, das den Deutschen in West und Ost auf die Dauer niemand vermehren kann. So gesehen ist die Forderung nach Kapitulation der anderen Seite moralisch unan- fechtbar; Zweifel an der Friedfertigkeit derjenigen, die sie auf- stellen, sind höchst unangebracht. Jederzeit angebracht hingegen ist die Verurteilung der anderen Seite im Namen alles Höheren, die die Schuldfrage schon vorweg klärt: "Vernunft und Menschlichkeit können sich nicht damit abfinden, daß an dieser Linie das Selbstbestimmungsrecht aufhören soll." (Regierungserklärung) Es sind ganz einfach boshafte Regimes, die wider alle Vernunft ihre "Linie" nicht einziehen und sich nicht freiwillig der perso- nifizierten Menschlichkeit unseres Helmut unterstellen. Deutli- cher als mit solchen Phrasen kann man die Bedingungslosigkeit der bundesrepublikanischen Kapitulationsforderung nicht mehr ausspre- chen: mit der Unmenschlichkeit kann es keinen modus vivendi ge- ben. Die "Menschen", denen der bundesdeutsche Kanzler ihr Natur- recht auf seine Regentschaft verschaffen will, denkt er sich gleich als geborene Kreaturen der demokratisch-christlich-abend- ländischen Nation, ebenso wie die deutsche Frau, die deutsche Ju- gend und den deutschen Arbeiter, die Kohl so gerne lobt. Sie le- ben: in der BRD sowieso, erst recht in der DDR, aber auch in Po- len und Sowjetrußland und vielleicht gar im Banat - eben dort, wohin der Anspruch der BRD-Macht sich erstreckt. Und wo man ihnen auch in der Vorstellung keinen deutschen Paß mehr verleihen kann, da heißen sie "Europäer", denen die Teilung Europas "unerträglich" ist, so daß sie schon von Natur aus unter das Do- minium eines christlich-sozial-demokratischen Kontinents bis zum Ural streben. Was wäre menschlicher und natürlicher, als sie als Kanonenfutter für die Herstellung einer solchen zu verwenden! zurück