Quelle: Archiv MG - BRD ALLGEMEIN - Auf dem Weg zur Weltmacht


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WAS LIEGT DER BRD AN "EUROPA"?

Kaum sind die "glorreichen Sieben" aus Williamsburg wieder in ihre Hauptstädte heimgekehrt, schon schwärmen die Finanz- und "Dritt-Welt"-Minister wieder aus zur UNCTAD-Konferenz in Belgrad, die Wehrminister zur NATO-Tagung in Brüssel, die Außenminister zu einem NATO-Treffen in Paris. Kohl fährt nach Moskau, und die 10 Regierungschefs der EG setzen sich in Stuttgart wieder ein Wo- chenende lang zusammen. Was haben sie einander und dem Rest der Welt bloß Wichtiges mitzuteilen? "Deutschland braucht den Frieden" --------------------------------- Diese frohe Botschaft haben Bundesdeutschlands politische Führer zu den Tagungen ihres Kriegsbündnisses beizusteuern und höchst- persönlich der kommunistischen Feindregierung zu überbringen. Ge- meint ist damit allerdings in beiden Fällen nicht: "Laßt uns also in Ruhe!" - Den N A T O - P a r t n e r n wird im Gewande der offiziellen bundesdeutschen Friedenssehnsucht die Entschlossenheit mitge- teilt, jeder Gefährdung des Friedens durch "Dritte" unerschütter- lich vorzubeugen. Und zwar durch eine Aufrüstung und eine "glaubwürdige" Kriegsbereitschaft, die es der BRD im Verein mit ihren Verbündeten erlaubt, die Inhalte und damit die Bedingungen des Friedens zu diktieren, den die BRD "braucht". - Der s o w j e t i s c h e n R e g i e r u n g wird genau dieselbe - gar nicht "dialektische" - Identität von Friedens- wunsch und Kriegsbereitschaft gleichfalls "erläutert". Für Bun- desdeutschlands Friedenspolitiker geht es in ihrer Weltpolitik eben nie bloß um solche matten negativen Ziele wie "Abwesenheit von Krieg" oder um solch' idealistischen Quark wie "Völkerverständigung". Sondern um Ansprüche gegen andere, über deren Gegensatz zu den Lebensinteressen manch anderen Staates, allen voran der Sowjetunion, sie sich keinerlei Illusionen hinge- ben - d e s w e g e n ist ihnen immer gleich so klar, daß ihre Weltpolitik nur als Friedenspolitik zu machen ist: als ständige, militärisch fundierte und diplomatisch ausgeübte Kontrolle dar- über, daß die geschädigten "Partner" sich nicht zur Wehr setzen. Wenn Westdeutschlands Führer im Kreml ihre Friedensliebe versi- chern, so nehmen sie damit methodisch Bezug auf die antisowjeti- sche Stoßrichtung der westdeutschen Interessen an einem "geordneten" Weltgeschehen und erheben mit der Drohung, so und nur so sei der Frieden zu sichern, den härtesten Anspruch auf so- wjetische Nachgiebigkeit. Die Sowjetunion an allem hindern kön- nen, was dem Westen nicht paßt: dieses Kriegs-, ja Kapitulations- programm haben Andropow und Co als westdeutsche Friedenspolitik zu begreifen und zu respektieren, daß für den Westen d a m i t e b e n a l l e n E r n s t e s d e r F r i e d e n a u f d e m S p i e l steht. "Deutschland braucht Europa" ---------------------------- In diesem Motto westdeutscher U n bescheidenheit, das seit jeher als Ausweis und Gütesiegel eines angeblich unnationalistischen Charakters westdeutscher Außen- und Weltpolitik genommen sein will, wird der I n h a l t, den für die BRD der Weltfrieden hat, schon deutlicher. Man braucht sich ja nur zu fragen oder von den regierenden Patrioten in Bonn sagen zu lassen, wofür denn ei- gentlich "Deutschland Europa braucht". Ganz gewiß jedenfalls nicht, um sich weltpolitisch hinter Brüsseler Bürokraten und französischen oder luxemburgischen Machthabern verstecken zu kön- nen. - Laut Regierungserklärung sowie Kohls, Sprüchen zum 17. Juni braucht die BRD Europa als "Rahmen", um darin "die deutsche Frage zu lösen", nämlich die "Wiedervereinigung in Frieden und Frei- heit" zu bewerkstelligen. Eine sehr ehrenvolle Rolle, die die Bonner Macher da dem Kontinent zugedacht haben! Daß sie mit der seit 1945 geschaffenen Nachkriegsordnung "im Herzen Europas" un- zufrieden sind; daß sie diese ihre Unzufriedenheit für alle ihre "Nachbarn" zur verbindlichen politischen Richtschnur machen wol- len; daß es nach westdeutschem Willen eine n e u e N a c h - W e l t k r i e g s-"Ordnung" braucht, in der die welt- politische Gegnerschaft gegen den Ost-Block ebenso wie die Kon- kurrenz der europäischen Nationen noch ganz anders als jetzt zu- gunsten eines neuen Deutschland entschieden ist: Das ist der po- litische Nutzen Europas, auf den "Deutschland" in Gestalt seiner demokratischen Gewalthaber Anspruch erhebt. - Und dieser Anspruch ist alles andere als eine politische Utopie ohne aktuelle praktische Bedeutung. Daß eine neue Nach-Welt- kriegs-"Ordnung" her muß, und zwar eine, in der die falsche Sie- germacht des Weltkriegs Nr. 2, die Sowjetunion, keine "spalterische" Rolle mehr spielt; daß der Krieg erst dann wirk- lich vorbei ist, wenn die richtige Seite ihn verloren, nämlich die Sowjetunion ihre Souveränität zu treuen Händen im Westen ab- geliefert hat: Für dieses Welt-Neuordnungs-Projekt haben die USA die NATO aufgemacht, ein auf "Wiedervereinigung" erpichtes West- deutschland eingerichtet, aufgerüstet, Kriege geführt und führen lassen, Fronten eröffnet und "Freunde gewonnen" die Regenten der BRD an erster Stelle. Denn die Weltherrschaftspolitik der USA ist es, die den bundesdeutschen Sonderanspruch auf ein umgestaltetes Europa r e a l i s t i s c h, nämlich zu einem Teil als g ü l t i g e s Interesse an einer geordneten Welt macht und mit der entsprechenden Wucht ausstattet. Umgekehrt haben Westdeutsch- lands Führer aus dem amerikanischen Auftrag für die Wucht ihres Staatswesens das Beste gemacht - mit und durch "Europa". Für die Durchsetzung der BRD als kontinentaler Führungsmacht haben sie keineswegs auf eine neue europäische "Friedensordnung" gewartet. Im Rahmen der NATO und ihres Kampfprogramms haben sie die gut- nachbarliche Konkurrenz gegen ihre Verbündeten und "Freunde" ganz ohne Grenzverschiebung bereits nach Kräften entschieden. Ganz aktuell bedeutet das für die W e l t w i r t s c h a f t s l a g e n a c h W i l l i a m s b u r g: - Die BRD benützt ihre europäische Wirtschaftsgemeinschaft recht erfolgreich, um die Schädigung aller kapitalistischen Verbündeten der USA durch die amerikanische Rüstungsfinanzierungspolitik von sich fernzuhalten. Es ist kein Zufall, daß die nationalen In- teressenvertreter Frankreichs und Italiens sich über katastro- phale Auswirkungen der amerikanischen Geldbeschaffungspolitik auf ihre Nationalökonomien empören, während die entsprechenden Be- schwerden westdeutscher Politiker höchst moderat ausfallen und mehr taktische Rücksichtnahme auf die europäischen Partner als Katastrophenstimmung verraten. Ganz offenbar sind die D-Mark und damit die bundesdeutsche Geschäftsfähigkeit in aller Welt ebenso wie die Freiheit der Regierung zum Schuldenmachen weniger betrof- fen als der französische oder italienische Nationalkredit - von anderen Nationen ganz zu schweigen -, wenn die USA gigantische Budgetdefizite durch Kredite aus aller Welt ausgleichen und da- durch doch die "Glaubwürdigkeit" ihrer auf Dollar lautenden Schulden nicht beeinträchtigen, sondern im Gegenteil als absolut konkurrenzlos erweisen... gerade so, als hätte alle Welt gemerkt, daß für ein nationales Kreditgeld A t o m r a k e t e n n o c h a l l e m a l d i e b e s t e "D e c k u n g" sind. Gegen den einzigartigen Konkurrenzvorteil der USA, daß dort die staatliche Inanspruchnahme schier unbegrenzter Kredite die nationale Währung nicht schwächt, sondern stärkt, kann zwar auch die BRD mit ihrer D-Mark nicht anstinken. In der Konkurrenz darum aber, wen der Schaden trifft, welche Währung als Kredit- und Geschäftsmittel in Verfall gerät, wenn der Kredit der ganzen Welt sich zusehends in den Händen der US-Regierung sammelt - in dieser Krisenkonkurrenz der '80er Jahre kommt es der BRD doch sehr zustatten, daß sie in Europa ihr D-Mark-"Imperium" errichtet hat. Um so mehr will der "europäische Zusammenhalt" natürlich gepflegt sein. Nicht zufällig sind es die Bonner Herrschaften, die ihre wenigen erfolgreichen Bundesgenossen mit Initiativen zur "Stärkung Europas" drangsalieren und Verpflichtungen zur Einig- keit durchsetzen wollen, deren grundsätzlicher Charakter und ab- sonderliche Inszenierung - als "feierliche Erklärung" u.ä. - al- les andere als ihre Unverbindlichkeit bezeugt, wie es schlaue Journalisten wieder einmal besser wissen wollen. Klar: die ge- pflegten Gespräche über "Grundsatzprobleme Europas" sind nicht die Erpressungs m i t t e l, mit denen die Deutschen als Nutz- nießer der europäischen Einheit ihre "Partner" "in die Pflicht nehmen" und umgekehrt die "Partner" den Deutschen über den EG- Haushalt ein Geld dafür abhandeln. Die d i p l o m a t i s c h e E r p r e s s u n g sind sie aber durchaus; und wenn auch die feierliche Inszenierung eines erneuerten Grundsatz- "Bekennt- nisses zu Europa" keineswegs die Verletzung von "Gemeinschafts- prinzipien" verhindert, so gehört es doch um so mehr zu der Gewaltsamkeit der europäischen Konkurrenz, daß sie ihren Erfolg in "feierliche Erklärungen" kleidet. So darf man sich für den Stuttgarter EG-Gipfel auf einen genauen Abklatsch der Williamsburger Albernheiten über herzliche Freundschaft und gute Stimmung, launige Gastgeber und nette Gäste, familiäre Abende und gutes Wetter gefaßt machen. Denn genau so regeln politische Gewalthaber die Prinzipien, nach denen sie sich streiten wollen und einigen müssen. "Europa braucht die Dritte Welt" -------------------------------- Als nützliches Anhängsel nämlich, sofern die innereuropäische Konkurrenz erst 'mal geregelt ist. Und umgekehrt. In der Tatsa- che, daß halbe und ganze Kontinente den vereinigten Machern der Weltwirtschaft und Weltordnung als Anhängsel zu Gebote stehen, bemerken und genießen noch alle Teilnehmer am innereuropäischen und innerwestlichen Konkurrenzkampf einen wesentlichen Nutzen der Einigkeit, die sie auf der anderen Seite so unterschiedlich viel kostet. Gemeinsam diktieren sie ihren exotischen "Partnern" in Belgrad die "Erkenntnis", daß es für die "Dritte Welt" nur einen Weg zum "Wohlstand" gibt: den Wirtschaftsaufschwung in den kapi- talistischen Demokratien, und wenn sie sich mit Land und Leuten, mit ihren "natürlichen Reichtümern" wie mit ihren gar nicht na- türlichen Schulden, d a f ü r n ü t z l i c h m a c h e n. Zwar ist auch dieses Diktat sich, unabhängig von sämtlichen UNC- TAD-Konferenzen, beständig ganz praktisch ab, als die materielle Benutzung jener Staaten und ihres Natur- und Menschenmaterials. Deswegen verzichtet eine gesittete Weltherrschaft aber noch lange nicht darauf, sich mit ihren eigenen Kreaturen über den Fortgang dieser Verhältnisse zu verständigen; ja sie läßt sogar den S c h e i n aufkommen, diese Verhältnisse stünden irgendwie zur Disposition - um ihn e i n v e r n e h m l i c h aus der Welt zu schaffen. Wie könnte die weltweite Produktion von Elend denn auch sicherer, schöner und zuverlässiger vonstatten gehen als nach den Prinzipien von Weltfrieden und Völkerfreundschaft?! * Und wer braucht ein solches Deutschland? ---------------------------------------- - das schon die Vormacht in Europa ist, und dem trotzdem seine Bedeutung noch zu klein ist! - das keinen Krieg will - eine ganz neue, nicht bloß europäische Weltfriedensordnung aber auch und erst recht! - das sich darauf versteht, aus allen seinen Konkur- renznachteilen gegenüber der Führungsmacht Konkurrenzvorteile ge- gen seine anderen Verbündeten herauszuholen! - das mit der Leitung einer Konferenz nach der anderen sicher- stellt, daß weder seine Partner noch seine Gegner noch seine Kreaturen in Sachen Weltherrschaft vor den deutschen Interessen, den deutschen Rechten und der deutschen Freiheit Ruhe haben! - das selber nichts geringeres braucht als eine n a t i on a l e W i e d e r v e r e i n i g u n g g e g e n d e n K o m m u- n i s m u s, e i n s t a r k e s E u r o p a g e g e n d i e "ö s t l i c h e S u p e r m a c h t" und einen ganzen W e l t f r i e d e n...! Brauchen die Insassen dieses Landes wirklich eine solche Repu- blik?! zurück