Quelle: Archiv MG - BRD ALLGEMEIN - Auf dem Weg zur Weltmacht
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"Freundschaftspflege":
EIN HERZ FÜR USA
"Die deutsch-amerikanische Verbundenheit ist eine Schicksalsge-
meinschaft der Freiheit. Die BRD kann nicht Wanderer zwischen den
Welten sein." (Außenminister Genscher auf einem deutsch-amerika-
nischen Freundschaftsfest)
Deutsche Untertanen dürfen sich glücklich schätzen - ob sie wol-
len oder nicht -, die Freundschaft zu schätzungsweise 250 Millio-
nen Amerikanern ist ihnen sicher. Dazu muß man noch nicht einmal
einen einzigen US-Bürger persönlich kennen, geschweige denn der
englischen Sprache mächtig sein. Wozu auch? Erstens hat man sich
diese Freunde sowieso nicht selber ausgesucht, weshalb man zwei-
tens diese von der eigenen Regierung v e r o r d n e t e
"S c h i c k s a l s g e m e i n s c h a f t". (wie der Name
schon sagt) auch nicht dankend ablehnen kann; genausowenig wie
die dazugehörige f e s t s t e h e n d e F e i n d s c h a f t.
Einen leibhaftigen Russen braucht man schließlich auch sein Leb-
tag nicht zu Gesicht zu bekommen, um zu wissen, wo die "Macht des
Bösen" regiert. Das heißt nun aber ganz und gar nicht, daß man im
freien Westen, bloß weil einem keine Wahl gelassen wird, zu ir-
gendetwas gezwungen würde. Nicht umsonst lebt man in einer Demo-
kratie. Deren freie Presse bemüht sich wie immer völlig vorur-
teilsfrei, lauter gute (quasi private) Gründe vorstellig zu ma-
chen, warum die Herren Untertanen, Hinz und Kunz, ihr Herz ausge-
rechnet an die Bürger der westlichen Führungsmacht verloren ha-
ben. Ohne Volksverdummung ist das zwar nicht zu haben, aber was
macht das schon - es geht schließlich um die Freiheit.
Die Amis muß man einfach mögen
1. weil sie so tüchtig sind.
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Beweis Nummer 1: "In Washington geht's zu wie sonst nur in
"Dallas" oder "Denver" im Fernsehn: es wimmelt dort von
"wirklichen Millionären"! (BamS)
Die Männer Washingtons, das sind vielleicht Kerle! Lauter kleine
J.R. Ewings. Männer, die wissen, worauf es ankommt und wie man
sich durchsetzt. Wenn das kein Beweis dafür ist, daß in USA die
richtigen Leute am Ruder sind. Und vor allem, wie wohltuend heben
sich diese Herrscherfiguren von den "mumienhaften Greisen" des
Kremls ab, die ja bekanntlich darauf angewiesen sind, sich hier-
zulande Mercedes-Limousinen schenken zu lassen, und den Besitz
von Wochenendhäusern geheimhalten.
Beweis Nummer 2: "Sie sind besonders hübsch, besonders schlank
und besonders frisch" - Na wer wohl? - "die Mädchen aus Amerika."
(BamS)
Und bei aller Schönheit "selbst als Anfängerinnen im Fotomodell-
Geschäft bereits absolute Profis. Sie stehen morgens um sieben
mit gefönten Haaren und perfektem Make-up im Studio." Einfach
Spitze, diese Girls - nicht nur "süß und mindestens 1,75 Meter
groß", sondern auch noch so diszipliniert. Aber das Schönste
kommt erst noch. Diese Prachtzüchtungen lieben Deutschland! Denn
wer tüchtig ist, kommt an "uns" nicht vorbei: "Wer in Deutschland
gut angekommen ist, kommt auch drüben schnell weiter."
2. weil sie so gute Soldaten und nette Beschützer sind,
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Daß ausländischen Minderheiten (vor allem, wenn sie türkischer
Nationalität sind) am besten mit ihrem Rücktransport in die
Heimat gedient ist, diese Auffassung ist mittlerweile bundesweit
durchgesetzt. Bei der ausländischen Minderheit der US-
Streitkräfte in der Republik gilt der Slogan "Ami go home"
allerdings als staatsgefährdend. Für diese Minderheit gilt
nämlich, daß sie hierzulande viel zu wenig anerkannt und
geschätzt wird.
Nun stand es zwar noch nie in Frage, daß zur Verteidigung der
Freiheit gen Osten die Bundeswehr alleine nicht genügt, sondern
zusätzlich noch mit modernstem Gerät ausgerüstete Truppen der
Verbündeten im Lande vonnöten sind. Aber die Zeiten, in denen
GI's als notwendiges Übel im Lande betrachtet werden durften,
sind endgültig vorbei.
Ein bißchen mehr Engagement für die "besten Freunde" ist schon
verlangt. Der Kanzler-Vorschlag, sich einen Ami-Soldaten unter
den Weihnachtsbaum zu setzen, war hier bloß ein Anfang, der die
richtige Richtung weisen sollte. Denn mit dieser Kampftruppe ist
"es wie mit einer Frau, die wir lieben. Man muß es ihr immer wie-
der bestätigen, weil sie es gerne hört." Hat er das nicht nett
gesagt, der deutsche Generalmajor Moek? Und die Süddeutsche Zei-
tung, die den Generalsspruch abdruckte, hat sofort und garantiert
ganz ohne offiziellen Auftrag und Pressezensur begriffen, wie
Freundschaftspflege und Liebesbezeugungen gehen. Sie hat ihrer
Leserschaft nämlich die überraschende Mitteilung zu machen: In
der US-Armee dienen tatsächlich lauter Menschen. Z.B. "Der typi-
sche Soldat: Leann Hines, 35 Jahre, Unteroffizier und - eine
Frau" (Wahnsinn!). "Sie ist mit einem Militärpolizisten verheira-
tet, den sie bei ihrem ersten Aufenthalt in der Bundesrepublik
kennengelernt hat." (Wie nett!) Außerdem haben die Hines drei
Kinder, eine schwarze Hautfarbe und natürlich "a lot of fun im
schönen Deutschland mit all seinen Schlössern und Wäldern"
(Sympathisch, sympathisch!). Auch bei der Ausübung ihres Berufs
bleibt Leann ganz Mensch (und Frau): Zur Zeit "führt sie mit
spitzer Feder in der Divisions-Zeitung einen Kampf gegen über-
flüssige Pfunde". (Welche Frau kennt dieses Problem nicht!) Der
Zweck, zu dem Leann diesen Kampf führt, ist bei soviel Menschli-
chem und Allzumenschlichem dann doch höchstens eine Nebensache:
"Damit aus wohlbeleibten GI's wieder eine richtig zähe Kampfma-
schine wird."
Man muß bei den Boys und Girls in den grünen Uniformen eben nur
davon absehen, daß ihr Hiersein sich dem staatlichen Auftrag ver-
dankt Menschenmaterial in einer Kampftruppe für die Freiheitsver-
teidigung gen Osten zu sein, und sie stattdessen stur unter dem
Gesichtspunkt: Menschen in unserer Nachbarschaft vorführen - dann
fällt das Freundschaftschließen mit ihrer Mission nicht mehr
schwer.
3. weil sie recht eigentlich Deutsche sind.
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Eine Enthüllung, die ebenfalls der BamS mit ihrer Serie
"deutschstämmige Amerikaner" gelungen ist. Dort war nachzulesen,
daß es die USA sowieso nur durch eingewanderte Deutsche zu etwas
gebracht haben.
Die Erkenntnis an sich ist nun wahrhaftig nichts Neues. Bekannt-
lich wimmelt es auf der Welt nur so von verkappten Deutschen: Im
ganzen Ostblock bis weit in die UDSSR hinein treiben sie sich
herum - die Donauschwaben, Siebenbürgersachsen, Sudetendeutschen,
Balkanhessen und Sibirienrheinländer. Die muß man bekanntlich
alle unbedingt von "ihrer Fremdherrschaft" befreien, indem man -
sie entweder freikauft (z.B. aus Rumänien), oder am besten ir-
gendwann wiedervereinigt. Ganz anders bei den Deutsch-Amerikanern
- eine Wiedervereinigung mit den USA ist nicht geplant. Die Jungs
dort drüben haben nämlich schon die Freiheit, und wie BamS zu be-
richten weiß, sie haben sie genutzt! Die Geschichte Amerikas-
eine einzige Anhäufung von Tellerwäscher-Millionärs-Storys unter
deutschem Vorzeichen - Amerika ist die Garantie für deutschen Er-
folg und deutsches Glück, so lautet die Botschaft der BamS.
Daß als Beweismittel für diese Gleichung nicht das Schicksal der
Leute herangezogen wird, die vor 200 bis 300 Jahren vor Elend und
Leibeigenschaft in der alten Heimat geflohen sind, wenn sie nicht
gleich von ihrem Landesfürsten über den Atlantik verkauft wurden,
und schon gleich nicht die Arbeitslosen, die heutzutage in den
Slums von Detroit verhungern, versteht sich von selbst.
Aber dafür gibt es ja Figuren wie den Fürther Ex-Außenminister
Kissinger; nicht zu vergessen selbstverständlich Wernher von
Braun, der schon so erfolgreich die V2 entwickelt hatte, und ohne
den man sich das amerikanische Mondfahrtprogramm überhaupt nicht
vorstellen kann.
Und hätten sie eigentlich gewußt, daß die reizende Doris Day aus
"Bettgeflüster" eine geborene Kappelhoff ist, mit einem waschech-
ten Berliner Großvater? Dann war Ihnen wahrscheinlich auch neu,
daß die Produktion der weltberühmten Steinway-Flügel (die eigent-
lich Steinweg heißen) in der Küche eines Hauses in Seesen begann.
Und daß sich diese Dinger auf dem Weltmarkt nur durchsetzen konn-
ten, weil Bruder Theodor Steinweg vorerst in Deutschland geblie-
ben war und deshalb seine Verwandtschaft in der neuen Welt mit
"brillianten technischen Einfällen" versorgen konnte. Jetzt wird
es Sie wahrscheinlich nicht mehr wundern, daß Disneyworld ganz
verrückt nach deutscher Wurst ist. Geliefert wird sie übrigens
von Ferdinand Schaller, der als kleiner Metzger in Stuttgart an-
gefangen hatte und jetzt mehrfacher Dollar-Millionär ist.
Ob Sally Ride, ein Pracht-Girl, das sich neulich ganz ohne Lip-
penstift und BH ins All wagte, deutsche Vorfahren in ihrer Ahnen-
reihe hatte, ist bis jetzt leider unbekannt. Aber was wäre Sally
ohne den deutschen Satelliten, SPAS, gewesen und umgekehrt:
"Zwei Wunderwerke fliegen zur Zeit durchs All: Sally Ride und der
deutsche Satellit SPAS, von Sally's zarten Hdnden dirigiert."
(Bild-Zeitung)
Einen schöneren Gleichklang kann man sich wirklich nicht wün-
schen: Die Deutschen haben in Amerika ihr Glück gemacht, und das
Glück und die Größe der USA wurden durch deutschen Fleiß und
deutsche Geschicklichkeit gefestigt. Ein bißchen Rassismus ist
eben noch immer die beste Grundlage für eine solide Völkerfreund-
schaft.
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