Quelle: Archiv MG - BRD ALLGEMEIN - Auf dem Weg zur Weltmacht


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WAS UNS AN DER BRD SO GUT GEFÄLLT

Z.B. die Sache mit der Null-Lösung ---------------------------------- Die Sowjetunion will die berüchtigten Mittelstreckenraketen aus Europa weghaben und bietet die Zerstörung ihres Arsenals gegen Beseitigung des westlichen an. Die USA stimmen gerne zu und pla- nen den Umbau ihrer Pershings in Vehikel mit einer Reichweite, die als "kurz" definiert ist; ihre Cruise Missiles sollen auf Schiffen im Atlantik stationiert werden. Vorausgesetzt, die SS 20 werden samt Abschußrampen auseinandermontiert. Ein durchsichtiges Betrugsmanöver? Das sowjetische Militär verfügt über mehr Atomraketen kürzerer Reichweite als die westeuropäischen NATO-Staaten; etwa das Zehn- fache, heißt es bisweilen. Die Sowjetunion bietet an, die unglei- chen Arsenale beider Seiten zu beseitigen. Wenn das aber gesche- hen sollte, dann - fürchten angeblich die Europäer, ohne nuklea- ren "Schutz" und folglich ziemlich hilflos einer sowjetischen Übermacht ausgeliefert zu sein. Das verkünden dieselben Sprecher und Befehlshaber der Freien Welt, die das sowjetische Raketen- übergewicht immer nach Kräften übertrieben haben, um es als uner- träglich hinzustellen. Eine absurde Logik? Auf jeden Fall eine Diplomatie, die klarstellt, daß nicht die Atomwaffen eine Gefahr darstellen, sondern die Systemfeindschaft, die auf sie als Mittel nicht verzichten will. Und der - wenn man sich die kleine Mühe machen will - Aufschluß über die politischen Zwecke zu entnehmen ist, die zur Zeit die Welt beherrschen. Das allerdings nur, wenn man sich nicht in die Erfolgsillusion der Friedensbewegung einreiht und "Gorbi" für einen Super-Softi hält, der die Staatenwelt in einen friedlichen Kindergarten zurückver- wandeln wollte, wenn die Westler nur mitmachen würden. Dieses zu- trauliche Kompliment nach drüben, das die Ostermärsche dieses Jahres beherrscht haben soll, ist nicht besser als das gewohnte freche antisowjetische Mißtrauen, das da bloß auf den Kopf ge- stellt wird: Es ersetzt genauso jeden Begriff der "Weltlage" durch ein Ressentiment - ein modisch positives über den "Wundermann" im Kreml in dem Fall. Komplementär dazu teilt sich die Welt der NATO-Politiker auf in gute Genschers, denen ein Friedensbewegter inzwischen jede Null-Lösungs-Heuchelei als beste Absicht abnimmt, und die bösen Wörners, die aus Verbohrtheit künstlich Schwierigkeiten machen. Das ist nicht gerade die Wahr- heit über den Standpunkt der Freien Welt. Die sieht die Sache mit vollen imperialistischem Ernst so, daß sie sich selbst aufgeben würde, wenn sie der Sowjetunion Koexistenz zugestehen, also auf die "Lösung" der "Kommunismus-Frage" im Weltmaßstab verzichten wollte. Es ist auch keine Wahrheit über die Alternative, die die Sowjetunion dem Westen aufzwingen will: Entweder Vereinbarungen, die per Abrüstung die kriegsträchtige Systemfeindschaft des We- stens widerrufen; oder ein "oder", das die sowjetische Diplomatie nicht auszusprechen braucht der Verhandlungsausschuß der Frie- densbewegung ist sie jedenfalls nicht! Ausführliches zu Sinn, Zweck und aktuellem Stand der Rüstungsdi- plomatie steht im Politischen Monats-Magazin der Marxistischen Gruppe "MSZ - Gegen die Kosten der Freiheit", Nr. 11/86: Das handfeste Ergebnis von Reykjavik: Totrüsten und Abrüsten kann man doch nicht verwechseln; sowie in der Neuen MSZ 5/87. Unsere vorbildliche demokratische Reife --------------------------------------- In der Sowjetunion werden die Massen von ihrer führenden Partei angemacht, sie sollten gefälligst ihre Unzufriedenheit offen äu- ßern und offensiv auf Verbesserungen in ihrem Interesse dringen, statt sich opportunistisch nach der Decke zu strecken und nach Kräften schadlos zu halten. S i c h e i n m i s c h e n wird zur Ehrenpflicht jedes anständigen Russen gemacht; und das mit allerlei rechtlichen Vorkehrungen gegen die Unterdrückung von Kritik, damit es nicht bloß bei folgenloser moralischer Ermunterung bleibt. Da sehen sich die Rechtsanwälte der Freiheit im Westen natürlich herausgefordert; zum Zensuren-Verteilen. "Schon auf dem richtigen Weg", meinen die toleranten Antikommunisten, die gar nicht klamm- heimlich auf ein Stückchen Selbstaufgabe des sozialistischen Är- gernisses drüben hoffen. "Aber noch lange nicht genug!" ergänzen passend die härteren Demokraten, die um ihr intaktes Feindbild fürchten: In Afghanistan kämpfen noch immer rote Truppen gegen unsere Freiheitskämpfer - eine irgendwie sachgerechte Einschät- zung dieser freiwilligen CIA-Söldnertruppe -; die kommunistische Polizei unterdrückt noch immer zionistische Fanatiker; und außer- dem hat man Sacharow zwar "freigelassen", aber erstens nur auf unseren menschenberechtigten Druck hin, und zweitens nur um die dümmeren Westler heimtückisch irrezuführen und zu beschwichti- gen... Vor allem aber können sämtliche Demokraten die "Demokratisierung" in der Sowjetunion solange nicht ernstnehmen, wie die KP noch nicht abdankt und freie Wahlen in einem Mehrparteiensystem aus- schreibt. Das reklamieren dieselben Freiheitsfreunde, die in Be- zug auf das bundesdeutsche Mehrparteiensystem bei jeder Wahl die höchst ehrenwerte Sorge-äußern, ob bei uns nicht einfach zu oft und zu viel gewählt wird; die bei jedem zweiten Wahlergebnis die Sorge haben müssen, ob nicht der Wähler, dieser krumme Hund, den regierungsbefugten Parteien einen Strich durch ihre ehrbaren Ko- alitionsintrigen gemacht hat; die mehrheitlich inzwischen schon das Demonstrieren für einen Akt unberechtigter Einmischung "der Straße" ins Regierungsgeschäft halten, und die geschlossen darauf bestehen, daß die Bereitschaft zu bedingungsloser Unterordnung unter alles legal Beschlossene gleich mitdemonstriert werden muß. Eine freche Heuchelei? Auf alle Fälle ein Lehrstück über Demokratie. Die organisiert nämlich im Innern die allgemeine Nicht-Einmischung der Betroffe- nen in die Belange ihrer Herrschaft: Wählen als Sich-Rausmischen. Dafür mischt sie sich um so kräftiger in die Belange fremder Herrschaften ein: Nichts selbstverständlicher und nichts berech- tigter als der Monopolanspruch der Freien Welt auf Entscheidungen darüber, wie sich der Rest der Welt sortiert und wie es mit ihm weitergeht. Ein Lehrstück allerdings, das die besonders mündigen Mitmacher am allerwenigsten klüger macht. Die finden nämlich gar nichts, schon gar nichts Widersprüchliches daran, fest darauf zu setzen, daß die Demokratie e i g e n t l i c h besser wäre, als sie wirklich ist, und ihre gewählten Machthaber stolz und selbst- bewußt darum anzubetteln, sie sollten den berechtigten Wünschen der Basis gefälligst mehr Gehör schenken, sonst... würden sie in ein paar Jahren nur mit einem Denkzettel wiedergewählt... Zum bundesdeutschen Parlamentarismus steht das Nötige mal wieder in der MSZ Nr. 1/87: Keine Wahl! Zur sowjetischen Umgestaltungs- kampagne ist der einzige nicht antikommunistische Kommentar in der MSZ Nr. 4/87 nachzulesen: Stimmt das Feindbild noch? und: Was die Russen wirklich wollen! Dieses gekonnte Weltschuldenkrisen-Management --------------------------------------------- Im Moment geht zwar keine Hungerkatastrophe über die Fernseh- bühne. Aber keine Sorge: Der Stoff für Mildtätigkeit geht nicht aus. Die Ursache für wachsendes Elend ist nämlich nicht ein biß- chen zu heißes Wetter, das irgendwann auch mal wieder dem Regen Platz macht. Die Ursache ist die geschäftsdienliche Ein- und Her- richtung von "Entwicklungsländern", deren Schulden die Grenzen der Zahlungsfähigkeit ganzer Nationen - und zwar der meisten - längst unwiderruflich überschritten haben. Zwar sind bankrotte Staaten etwas ganz anderes als bankrotte Familienväter, die sich und ihre Sippschaft nicht mehr ernähren können. Die souveränen Gewalten, die ein Stück Weltkugel unter Kontrolle halten, überle- ben auch mit hoffnungslosen Schuldenbergen prächtig. Das müssen sie sogar, denn sie sind ihren Gläubigern, den Banken und Ent- wicklungshilfeministern der Freien Welt, tatkräftige Dienste schuldig. Sie haben dafür zu sorgen, daß in ihrem Hoheitsbereich viel ökonomische Tätigkeit in Schwung gebracht wird - und mög- lichst keine mehr stattfindet, die nicht der Schuldenbedienung dient. So will es die Logik des Privateigentums, für deren welt- weite Gültigkeit die NATO sorgt: Entweder ein Land bewährt sich als Anlagesphäre kapitalistischen Reichtums - ein "oder" gibt es nicht! Da bleibt kein für Raum für etwas so Unproduktives wie Er- nährungsbedürfnisse - die sind ja sogar in den reichen Ländern einer ökonomischen Schwäche ganz eigener Art: der Kaufkraft der Massen, untergeordnet. Gelegentlich werden sogar Tilgungen ge- streckt, Zinsen gesenkt, ja selbst Schulden erlassen - damit das schöne Zinszahlungs- und Verpfändungs-Verhältnis zwischen den Geldbesitzern und -managern hier und ihren Kollegen dort weiter- geht. Unser geschickter Finanzminister gibt dazu den guten Rat - den man ihn gerne mal in Brasilia oder Lagos befolgen sähe! -, die Schuldnerländer sollten aber endlich auch mal solide wirt- schaften. Der Präsident der Bundesbank empfiehlt den dauernd ge- schäftsunfähig werdenden Banknotendruckern als Hilfsmittel ein- fach eine starke Währung wie die D-Mark - man möchte ihn einmal den Peso sanieren sehen! Und unser aller Bundespräsident schenkt einem Indiodorf in den Anden die Nachricht, keine andere südame- rikanische Regierung bekäme aus Bonn soviel Geld - wahrscheinlich auch Polizeiberater - wie die ihre. Zynismus? Auf jeden Fall kein "Teufelskreis". Auch kein Beleg für die Hart- herzigkeit von Bankiers. Auch nicht für "strukturelle Verwerfun- gen" - die gehören in die Geologie und sollten dort bleiben. Eher schon ein nachdrücklicher Beweis für die Leistungsfähigkeit des Systems der kapitalistischen Weltwirtschaft: Wo Geld und Kredit zuschlagen, bleibt nichts, wie es war. Leider ist der Aberglaube an eine anständige Welternährung als wahren und eigentlichen Zweck unserer Weltwirtschaft auch durch solche praktischen Beweise nicht totzukriegen. Er überlebt putz- munter jede Hungersnot in Form von Enttäuschung und Entrüstung: Wo verhungert wird, müßte irgendwer oder irgendwas "versagt" ha- ben. Keine besonders gelungene Theorie des modernen Imperialis- mus! Eine bessere steht in den Bänden 4 bis 6 der Reihe "Resultate", des theoretischen Magazins der Marxistischen Gruppe, sowie in MSZ Nr. 3/87: Die zwei Seiten des Dollar: Die Weltwirtschaft und ihre nächste Krise. Dann die Sache mit Aufschwung und Arbeitsplätzen ------------------------------------------------ Ein paar Jahre lang war ja immerhin das verlogene politische Ver- sprechen in Kraft, der Aufschwung der Geschäftemacherei im Lande würde jedermann in Lohn und Brot setzen. In wieviel Lohn, und ob er für die Butter aufs Brot auch noch langen würde, und mit was für Diensten man sich ihn verdienen muß: das durfte auch da schon nie gefragt werden. Die sinnreiche sozialstaatliche Einrichtung, daß für jeden eigentumslosen Wicht, der sich nicht für fremden Profit nützlich machen kann, die Perspektive Elend heißt, hat in Sachen Arbeitsplatz jedem potentiellen Meckerer das Maul ge- stopft. Jetzt ist der Aufschwung wieder vorbei und hat den Arbeitslosen nichts gebracht; ganz zu schweigen davon, was er den in jeder Hinsicht flexibel, zu deutsch: biegsam gemachten Arbeitskräften der Nation gebracht hat. Das Versprechen ist geplatzt - aber seltsam: Die Lüge lebt weiter. Jetzt in der illusionsfreien Form: Wenn schon der Aufschwung das Arbeitslosenheer nicht beseitigen konnte, dann läßt sich gar nichts dagegen machen. Die feistesten Mitglieder der Regierungsbank waren am fixesten mit der logischen Fortsetzung: Dann soll man auch gar nicht erst versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Ein abgeschaffter Arbeitsplatz ist Beweis genug, daß er überflüssig war, also weg m u ß t e. Eine traurige, aber Wahrheit? Eine Beleidigung der Arbeitslosen, wie die Gewerkschaft gleich vermutet hat? Auf jeden Fall eine Gelegenheit mehr zu bemerken, was für ein Scheißding der Fetisch der wirtschaftspolitischen Ideologie: "der Arbeitsplatz" ist. Er ist nichts als die zur dinglichen Einrich- tung gewordene Unterordnung der Arbeiter unters Geschäftsinter- esse. Deswegen war das Arbeitsplatzs-"Argument" nie etwas anderes als ein devotes Gesuch um Benutzung; und sehr folgerichtig ist ihm inzwischen auch dieser Rest und letzte Anschein von "Anspruchshaltung" abgestreift worden. Der Verweis auf Ar- beitsplätze, der sich wie die reinste Sachkunde gibt, drückt nichts weiter aus als die pauschale Anerkennung, daß sich alles ums Kapital drehen soll und daß jedes vom Kapital produzierte Elend, weil in unserem System unvermeidlich, auch in Ordnung geht. Daß dieses System ein großer Mist ist, wenn es Elend unabdingbar macht und sogar noch rechtfertigt: Das wäre ja auch mal eine Schlußfolgerung, die sogar einigen Sinn und Verstand auf ihrer Seite hätte. Allerdings nicht für Leute, die sich für ihr Leben erst gar nichts anderes vornehmen, als einen - möglichst "besseren" - Arbeitsplatz zu ergattern. Die MSZ kommentiert laufend, was sich in der von Intellektuellen für absolut uninteressant befundenen Sphäre der Lohnarbeit schiebt. Unser unverwüstlicher sozialer Friede ------------------------------------- Fast, beinahe, um. ein Haar, hätte es ja gescheppert. Eine Nacht lang hat er bis zum letzten gerungen um die Abwendung des größten und härtesten Arbeitskampfes der Nachkriegsgeschichte, den er vorher an die Wand gemalt hatte - hat er gesagt, der Meister Steinkühler von der IG Metall. Dann hat er ihn doch noch fried- lich erzwungen: einen Tarifabschluß, der den Unternehmern Ruhe an der Tarif-"Front" bis 1990 beschert. Der es ihnen erlaubt, die denkbar produktivste Unruhe in ihren Laden zu bringen: Arbeits- zeit frei nach jeweiligem Betriebsbedarf ist vereinbart worden. Die "Kosten": Ein neuer Arbeitszeitdurchschnitt, der pro Beleg- schaft im halben Jahr erst durch 37,5, dann durch 37 teilbar sein muß. Das nennt die IG Metall "Arbeitszeitverkürzung" und hat es bei der Bemessung der nominellen Lohnkorrekturen für die nächsten drei Jahre großzügig mit in Rechnung gestellt: Sogar nominell sind die Tariflohnerhöhungen mikroskopisch. Der entscheidende Er- folg: siehe oben - es braucht nicht gestreikt zu werden; Frank sei Dank! Ums Geld streiten sich die Massen hierzulande also nicht mit ih- ren Anwendern; die Höhe ihres Auskommens überlassen sie in vor- nehmer Zurückhaltung den Firmen, bei denen sie Dienst tun. Dafür tobt durch die Republik ein anderer Streit: Volkszählung - ja, nein oder bitte danke? Alles, was von sich den Eindruck hat, Pro- testbewegung zu sein, hat seine Ehre in ein "Nie und nimmer!" in- vestiert: Nach dem Motto: Wir lassen uns ja allerhand gefallen; zahlen Steuern und hinterziehen ein bißchen, zahlen in alle Sozi- alkassen und kriegen manchmal ein bißchen, sind für die Polizei ein offenes Buch und stehen Kopf für eine Anstellung, vor allem beim Staat; aber was zu weit geht, geht zu weit. Daten, mit denen der Staat gar nichts Handfestes anfangen kann, geben wir nicht her; da fängt unser verfassungsgerichtlich geheiligtes Recht auf "informationelle Selbstbestimmung" an. Das hört zwar bei der Volkszählung, ebenso verfassungsgerichtsmäßig, auf. Aber anderer- seits: Noch nie war Protest so billig. Man kann den Staat, dieses widerliche Überwachungsmonster, mit einem falschen Strich übers Ohr hauen, ohne daß er es merkt. Oder mit einem Marmeladenklecks, ohne daß er einen drankriegen kann. Oder man kann seinen finste- ren Machenschaften sogar mit mannhaftem Boykott den Weg verlegen, ohne daß mehr als ein paar Hunderter Bußgeld herauskommen können. Was für ein Tritt gegen das Schienbein des "Großen Bruders"! Ein Kindergarten? Jedenfalls zwei Fälle von Anspruchslosigkeit, was das Verhältnis der Bürger zu ihrem System betrifft. Und noch ein dritter Fall: Eine Stahlfirma "wirft Ballast ab" - so heißt das in der blumigen Kindersprache gelehrter Ökonomen -, d.h. sie schließt ein Werk und schmeißt Leute raus; in Hattingen in dem Fall. Die Entlassenen bejammern die Mißachtung, die ihnen da widerfahren sein soll: So billig, so emsig wie sie hat es dem Konzern doch keiner besorgt! Sollen die doch woanders und andere anderswo zumachen! Dasselbe klägliche Schauspiel wird in einigen Zechen aufgeführt, die die Ruhrkohle AG als nächste auf den Ster- beetat gesetzt hat. Das war er dann schon, der "Widerstand" der Kumpel und Stahlarbeiter. Von der politischen Öffentlichkeit wer- den die braven Opfer höflich bedauert. Der Papst schaut vorbei, meint auch, die Arbeitgeber sollten dem hilflosen Völkchen der Arbeitnehmer doch lieber was zu tun geben, und muß sich zur Strafe die Bergmannskapelle mit "Glück auf, der Steiger kommt!" anhören. Noch ein Kindergarten? Jedenfalls ein Dokument der reaktionären Geistesverwirrung, die nicht ausbleiben kann, wenn ein ganzes Volk konsequent bloß noch auf seine eingebildete Ehre aufpaßt und den Materialismus denen überläßt, die über es zu bestimmen haben. Alles über den Nationalismus, der so zu Werk gebt, steht z.B. in MSZ Nr. 10/86: Brave Bürger - frecher Staat. Vorsicht vor den guten Deutschen. Alles Nötige und noch mehr über die Volkszählung in der neuen MSZ Nr. 5/87. Und auch das noch: Eine Opposition, die Dampf macht --------------------------------------------------- Man schaue sich die SPD an: Kein besserer Anwalt der Arbeiterehre und des sozialen Friedens weit und breit - nur daß der Wähler nicht sie machen läßt, sondern die C-Mannschaft, die mit ihrem ganzen Image dafür einsteht, daß hierzulande nur einer Ansprüche hat und stellt, und zwar die Staatsgewalt. Kein besserer Verfech- ter des deutschen Nationalismus; sogar anti-amerikanische Unter- töne trauen sich die Sozialdemokraten - nur daß derweil die ande- ren t ä t i g werden dürfen für eine Großmacht Europa, die vielleicht eines glücklichen Tages die Amis nicht mehr braucht... Man erbaue sich an den Grünen: Standhafte Anwälte sämtlicher Ideale und Illusionen darüber, was alles eigentlich zu unserer Republik nicht paßt und was man mitten im demokratischen Kapita- lismus "heute schon" besser machen könnte - das ist die system- konforme Antikritik, die sich "Fundamentalismus" nennt. Und au- ßerdem so parlamentarisch reif geworden bei allem Idealismus, daß ohne falsche Bedenklichkeiten die Mehrheit gesucht wird, wo es sie gibt; warum also nicht beim siegreichen Gegner CDU, der vielleicht mal froh um grüne Parlamentsstimmen sein könnte - mit Birne gegen Strauß oder so! Das ist "real" gedacht. Widerliche Anbiederei an die regierenden Rechten? Auf alle Fälle rundet so die Opposition das Bild der Demokratie ab, die inzwischen keinen marxistischen Vorwurf mehr ins Leere gehen läßt: Die Republik macht die Arbeitskräfte flexibel und preiswert und erzieht ihr Volk zu einem Fanatismus der Angeberei, der sich keine anderen als falsche Probleme macht. Sie bewaffnet sich unverdrossen immer großmachtmäßiger und regiert mit ihrer Wirtschaftsmacht in Europa und der ganzen Welt herum. Sie bedient jeden nationalistischen Wahn und verfügt über eine Opposition samt Protestbewegung, die sich auf konstruktive Heimatpflege festgelegt hat und den alber- nen Gestus der tiefsten Betroffenheit als "Widerstand" kulti- viert. Wer das als Beweis dafür nimmt, daß "doch nichts zu machen" ist, soll es bleibenlassen und sich einen Arsch zum Hineinkriechen su- chen. Mehr Gründe, gleich und ohne Umwege das Richtige dagegen zu machen, sind selten auf einem Haufen versammelt. Unser Angebot, sich über die Gründe, das Dagegen und das Richtige zu einigen, und zwar gleich und um es zu tun: Sympathisantenplen der MG! -------------------------- "Die Propaganda der MG ist auf eine bestimmte Zielgruppe zuge- schnitten: Leute, die Kapitalismuskritisches hören wollen, die den Herrschenden nicht mehr recht trauen, die beginnen, gegenüber dem demagogischen Gebrauch von Begriffen wie 'Frieden, Freiheit und Demokratie' durch die Herrschenden skeptisch zu werden." (MSB Spartakus, rote blätter Nr. 1/1982, p. 25) zurück