Quelle: Archiv MG - BRD ALLGEMEIN - Auf dem Weg zur Weltmacht
zurückFEIERN WIR DEN 17. JUNI MIT ARBEIT OHNE LOHN!
Dieses Solidaropfer sei die deutsche Arbeitnehmerschaft "unseren Brüdern und Schwestern" schuldig. So lautet der Vorschlag von SPD-Leber und CDU-Biedenkopf, der in den Parteien breite Zustim- mung fand. Sehr gerecht. Den arbeitsfreien "Tag der Deutschen Einheit" hat die Arbeitnehmerschaft schließlich nicht deshalb bekommen, weil sie mal einen freien Tag braucht. A n d e r T e i l u n g l e i d e n sollte man an diesem Tag. Für diese nationale Pflicht sollte die Pflicht gegenüber dem Kapital mal einen Tag ruhen. Daß die Leute den 17. Juni einfach als Freizeit behandelt und für einen Ausflug ins Grüne benutzt haben, galt daher immer schon als M i ß b r a u c h. Da ist die Idee, diesen Tag, jetzt wo die Wiedervereinigung auf ökonomischem Weg vorankommt, z w a n g s w e i s e und z e i t g e m ä ß mit dem r i c h t i g e n Inhalt zu füllen, doch konsequent gedacht: Mit unentgeltlicher Arbeit dürfen alle demonstrieren, daß ihnen das Expansionsstreben der BRD in Richtung DDR - pardon: die "Hilfe" für unsere abgetrennnten "Brüder und Schwestern" ein ganz persön- liches Herzensanliegen, also auch ein kleines Extra-Opfer wert ist. Schließlich ist es soweit, daß die DDR zum Aufkauf offen- steht - wer wollte da nicht sein Scherflein beitragen! Ungerecht daran ist freilich eines: Es wird ja glatt so getan, als würden die Proleten nicht an j e d e m Arbeitstag des Jah- res für das nationale Programm eingespannt. Aber so ist das eben: Der alltägliche Dienst taugt eben nicht als Symbol. Denn da soll sich sich ja noch jeder einbilden, er gehe nur für sich arbeiten. P.S. Bei der Unternehmerschaft stieß dieser Vorschlag auf herbe Kri- tik. Arbeitenlassen - aber nicht für den Profit? Das hält die Ge- schäftswelt schlicht für eine Zweckentfremdung ihrer schönen Ar- beitsplätze. Und so etwas kann am allerwenigsten denen drüben recht sein. Denn unsere Unternehmer lassen schließlich tagaus, tagein für unsere Brüder und Schwestern werkeln, wenn sie Gewinne machen. Oder wie sonst kommen die Summen zustande, die auf Inve- stitionsgelegenheiten in "unserer Zone" warten? Na bitte, unsere Unternehmer brauchen jede Mark, damit die "Hilfe" für die DDR ge- lingen kann: Kapitalexport nach drüben, damit sich endlich auch mal die Magdeburger für deutschen Profit krumm legen dürfen. zurück