Quelle: Archiv MG - ASIEN PHILIPPINEN - US-Demokratie im Pazifik
zurück Münchner Schulzeitung, 03.02.1987 WochenschauAUF DEN PHILIPPINEN KOMMT DIE DEMOKRATIE VORAN
Eine Demonstration verarmter Bauern in Manila ist zusammenge- schossen worden. Ein Jahr nach dem schönen Erfolg "unseres" Pu- blikumslieblings Cory Aquino. Mit der neuen Präsidentin war ja bekanntlich die Demokratie auf den Philippinen eingezogen. Ein besseres Leben für die Landarbeiter - das war eben nie gemeint mit Cory Aquinos "Volksrevolution". Im Gegenteil: Daß die philippinischen Massen Demokratie mit Überlebenschancen verwech- seln könnten, war von Anfang an die Sorge der neuen Machthaber und ihrer demokratischen Freunde. Ihre Soldateska hat jetzt klargestellt, daß die neue große Volksfreiheit auf alle Fälle keine Erlaubnis bedeutet, die Chefin im Präsidentenpalast unter den "Druck der Straße" zu setzen - "die Straße" hat mit ihrem "Druck" auf den alten Marcos ihre Schuldigkeit getan. Der demokratische Fortschritt ist dennoch nicht zu übersehen: Die letzten Demonstrationen gegen Marcos und dessen Polizeieinsätze wurden als "Todeskampf eines diktatorischen Regimes" verbucht. Das erste Gemetzel unter den Demonstranten gegen das neue Regime wirft die Frage nach "inneren Machtkämpfen" und dem Verhältnis zwischen Präsidentenamt und Militär auf. Das ist der Unterschied. Die demokratische Sorge, ob Präsidentin Aquino zu sehr unter dem "Druck der Militärs" steht oder sogar von den Generälen ausmanövriert wird, verrät nebenher immerhin eine Wahrheit: In Staaten wie den Philippinen sind "Diktatur" und "Demokratie" tatsächlich nicht mehr und nicht weniger als Verfahrensweisen einer politischen Gewalt, die sich aufs Militär nicht bloß stützt, sondern in dessen Macht b e s t e h t. Die Paten und wirklich maßgeblichen Auftraggeber dieser Militärmacht sitzen nicht im Präsidentenpalast von Manila, sondern in den Haupt- städten der demokratischen Welt. Dort legt man gelegentlich auf demokratische Umgangsformen wert - damit und solange sie der Effizienz der Militärherrschaft dienen. Wenn sich dann das Erschießen von Demonstranten als nötig erweist oder einer konkurrierenden Armeefraktion in den Kram paßt, dann ist das immer noch lange kein "Rückfall" in die Diktatur. Demo- kratisch anerkannte Politiker geben bloß demokratisch anerkannte Schießbefehle. Auch auf den Philippinen. zurück