Quelle: Archiv MG - ASIEN KAMPUCHEA - Staat in Indochina
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Bremer Hochschulzeitung Nr. 72, 19.04.1983
Wochenschau
NEUES VOM VIETNAMKRIEG
in Kambodscha gibt's wieder gelegentlich 'mal im Fernsehen und in
der Zeitung unter "Kurznachrichten". Auch Napalmbomben auf Viet-
namesen - man erinnert sich an jene Bomben aus US-Beständen, die
Menschen lebendigen Leibes verbrennen. Nur diesmal sind keine GIs
im Einsatz: Die thailändische Luftwaffe bombardiert kambodschani-
sches Grenzterritorium und unterstützt so die Verbündeten der
Freien Welt im Kampf gegen vietnamesische "Besatzungstruppen".
Diese "Freiheitskämpfer" stehen unter dem Kommando eines gewissen
Pol Pot. Erinnern Sie sich? War das nicht der Führer jener Roten
Khmer, der als Chef der Regierung in Kambodscha westlichen Be-
richten zufolge 2 Mio. seiner Untertanen beseitigen ließ? Stand
er nicht - noch an der Macht - einem "mörderischen Steinzeitkom-
munismus" vor? Die Verhältnisse und damit auch die Einschätzung
Pol Pots haben sich jedoch geändert: Heute genießt er als
"rechtmäßige Regierung" von Kambodscha die internationale Aner-
kennung des Westens; kriegt Geld und Waffen, um diesmal die Rich-
tigen umzubringen: Vietnamesen. Die haben sich nämlich herausge-
nommen, was nur dem Westen zusteht - in andere Länder hineinzure-
gieren.
"In Thailand trafen weitere amerikanische Waffen ein, die sofort
an die Grenze weiterbefördert wurden." ("Süddeutsche Zeitung")
Der Vietnamkrieg geht weiter: Nachdem die US-Truppen und die US-
Luftwaffe das Land erfolgreich "in die Steinzeit zurückgebombt"
hatten, müssen sie sich zur Fortsetzung dieses Freiheitswerks
nicht mehr selber die Hände schmutzig machen. Wer ist schließlich
besser dazu geeignet, im Namen der Freiheit dem "Russenfreund"
Vietnam eine "Lektion zu erteilen", als der ehemalige Völkermör-
der Pol Pot? Darauf haben die Kambodschaner ein unveräußerliches
"Völkerrecht", und das beschert ihnen die Freie Welt - und wenn
sie dabei drauf gehen!
Wenn schon, dann stellen sich in der bundesdeutschen Regierungs-
presse Bedenken ganz anderer Art ein. Tut der Westen, vor allem
tun "wir" genug für die Abrechnung mit dem eingekreisten Haupt-
feind, fragt ein globalstrategischer Frontberichterstatter Erhard
Haubold:
"Überdies unterstützt man die Khmer-Partisanen, die sich im letz-
ten Jahr unter Sihanouk und Sonsann zu einer Dreierkition zusam-
mengeschlossen haben. Aber nur halbherzig: sonsann klagt, daß er
sehr viel mehr Leute aufstellen könnte, wenn er nur die Waffen
hätte. Und nur von der Bundesrepublik ist bekannt, daß sie Le-
bens- und Arzneimittel (im Wert von bisher 300 000 Mark) über die
Grenze schickt." (FAZ 8.4.)
Der gute Deutsche soll wissen, worin die "bloß" humanitäre Hilfe-
stellung des freien Deutschlands zu den imperialistischen
Schlächtereien besteht.
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