Quelle: Archiv MG - ASIEN KAMPUCHEA - Staat in Indochina
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Münchner Hochschulzeitung Nr. 20, 22.07.1981
Wochenschau
KAMBODSCHA
ist nur der T i t e l einer Konferenz der UNO in New York. Der
Sache nach ist es den U S A und ihrem Außenminister Haig gelun-
gen, 70 Staaten mittels Kampuchea und g e g e n Vietnam für
eine neue Runde im Rahmen der offensiven Konfrontationspolitik
gegen die Sowjetunion zu gewinnen. Haigs Logik geht so: Weil
vietnamesische Truppen in Kampuchea sind denken die USA gar nicht
daran, ihre "Beziehungen mit Hanoi zu normalisieren", das heißt
die irgendwann einmal von der Nixon-Administration zugesagten Re-
parationsleistungen für den Wiederaufbau des "in die Steinzeit
zurückgebombten" Landes zu erbringen. Die auf der Konferenz ver-
tretenen Staaten folgen dieser Politik, so daß Vietnam nachwievor
allein auf die Sowjetunion und ihren Verbündeten angewiesen ist.
Eben dies betrachten die USA als "aggressiven Akt", weil damit
auch die Okkupation Kampucheas unterstützt werde. Zu den zahlrei-
chen "Vorleistungen", die Moskau für die "Entwicklung konstrukti-
ver Ost-West-Beziehungen" zu erbringen hat, ohne daß dem Kreml
dafür auch nur das geringste "Zugeständnis" verheißen wird, zählt
also auch der Abzug vietnamesischer Truppen aus dem Nachbarland,
damit die Reinstallierung des Pol-Pot-Regimes und - als Konse-
quenz - die Konfrontation Vietnams mit einem Stützpunkt der neuen
sino-amerikanischen Waffenbrüderschaft. Die Selbstverständlich-
keit, mit der Pol-Pots Außenminister Ieng Saray auf der Konferenz
als Vertreter der "völkerrechtlichen legitimierten" Regierung
Kampucheas auftritt und anerkannt wird, zeigt ganz offen, daß es
um das Schicksal der Khmer bei dieser Veranstaltung n i c h t
geht: Angesichts der "weltpolitischen Dimension" wirkt es fast
schon weltfremd daran zu erinnern, daß die vietnamesische Invasi-
onsarmee ein Terrorregime entmachtet hat, das den "Sozialismus"
durch die Liquidierung eines nicht unerheblichen Teils der Bevöl-
kerung "aufbaute". Gelegentliche Berichte in den Medien, daß un-
ter dem Heng-Samrin-Regime die Schlächterei ein Ende hat und auch
nicht mehr gehungert wird, spielen keine Rolle bei der Begutach-
tung der "Kambodscha-Frage" vom Standpunkt westlicher Politik ge-
gen die Sowjetunion. Kein Mensch in New York kommt auf den Gedan-
ken, Mr. Haig zu fragen, ob nicht auch die 500 000 GIs, die sich
zeitweilig im Land der Khmer aufhielten, irgendwie eine
"Einmischung in die inneren Angelegenheiten eines anderen Staa-
tes" gewesen sind. Dies gilt wie der gesamte Vietnamkrieg, mitt-
lerweile nach dem Reagan-Spruch als "honourable cause", dessen
Fortsetzung die in New York beschlossene "Unterstützung
j e d e r Bewegung ist, die die Vietnamesen in Kambodscha be-
kämpft."
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