Quelle: Archiv MG - ASIEN CHINA - Wie tot ist Mao?
zurück 20.06.1989 Chinas "Schlächter":ZU SCHLAPP FÜR EINE GESCHEITE INVESTITIONSFÖRDERUNG
An ein und demselben Tag in ein und derselben liberalen Zeitung: Vorne, in dicken Schlagzeilen, eine Riesenempörung über das bru- tale Durchgreifen der chinesischen Staatsführung gegen die pro- testierenden Studenten. Hinten, im Wirtschaftsteil, folgende sachkundige Ermahnung: "Bereits vor dem blutigen Auftritt der Armee auf dem Platz des Himmlischen Friedens hatte der Investitionsstandort China mit großen Problemen zu kämpfen... Nötig wäre eine umfassende Preis- reform. Doch die Regierung scheint gelähmt zu sein. Es werden hö- here Löhne und Zuschläge zugestanden, statt sich zu unpopulären Schritten durchzuringen." (Süddeutsche Zeitung, 5.6.) So locker und sachlich fordern westliche Marktwirtschaftler m e h r A r m u t f ü r C h i n a s L o h n a r b e i t e r. So kühl und altklug mahnen sie bei den "brutalen Kommunisten" "u n p o p u l ä r e S c h r i t t e" an. Für das Vorhaben, aus China einen erstklassigen "Investitionsstandort" für westliches Kapital zu machen, sind diesen Experten die "Schlächter von Pe- king" z u l a h m a r s c h i g. Mal angenommen, die chinesische Staatsführung richtet sich nach dieser Mahnung aus dem Reich der Freiheit - und unser Verdacht ist: Sie richtet sich schon danach und greift d e s w e g e n so brutal gegen jede Opposition durch! -; angenommen, die "Kommunisten" dort hinten ,tun die fälligen "unpopulären Schritte" zu mehr Kapitalismus: Wieviele Chinesen gehen wohl d a b e i drauf? zurück