Quelle: Archiv MG - ASIEN CHINA - Wie tot ist Mao?


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       Bochumer Hochschulzeitung, 07.07.1981
       
       Wochenschau
       

IN CHINA

ist die Entmaoisierung auf eine Art und Weise abgeschlossen wor- den, die den Eindruck nahelegt, daß an der Charakterisierung des Deng Xiaoping als "Pragmatiker" was dran ist. Von Mao Zedong bleiben die Mao-Tse-Tung-Ideen als wertvoller und immergrüner Be- standteil im ideologischen Schatzkästlein des Chinakommunismus erhalten, während der Kulturrevolutionär endgültig aus dem lich- ten Kapitel der Parteigeschichte ausgeschlossen wird. R e v i- s i o n i s m u s in dem Sinne, daß die Sprüche Maos groß uminterpretiert werden müßten, ist das nicht. Vielmehr werden sie in ihrem Kern getraulich restauriert und kongenial angewandt: D u r c h h a l t e m o r a l für sozialistische Staatsbürger, die den rückhaltlosen Einsatz für den Staat und s e i n e Öko- nomie mit den höheren Weihen revolutionärer Aktivität versehen. Das maoistische Ideal vom "Fünf-Gut-Kämpfer" läßt sich halt genauso gut für den Kampf um die "Vier Modernisierungen" g e b r a u c h e n als einstmals für den Sturm auf das "bürger- liche Hauptquartier". Insofern im Kanon Maoscher Aphorismen irgendetwas enthalten ist, was nicht nur den rücksichtslosen Einsatz der Massen verherrlicht, sondern auch gewisse Rücksicht- nahmen auf die Arbeiter und Bauern beim "Aufbau des Sozialismus" verlangt, so wird dies durch die ebenfalls beschlossene Heraus- gabe der Werke Liu Shaochis korrigiert, dessen bekannteste Schrift "Wie man ein guter Kommunist wird" sich ohnehin so liest, als handle es sich um eine idealtypisierte Biographie Dengs. Die vom ZK der KPCh ebenfalls beschlossene "Verabschiedung" des Par- teivorsitzenden Hua Guofeng wurde mit einer "Kritik" am Nachfol- ger des Großen Steuermanns garniert, in der keine einzige Maß- nahme Huas verworfen, aber die Einstellung, mit der er sie traf, als untauglich für das moderne China kritisiert wurde. Mit der Wahl Hu Yaobangs haben die chinesischen Kommunisten nun auch per- sonell den seit dem dritten ZK-Plenum vom Dezember 1978 einge- schlagenen Kurs der "sozialen und wirtschaftlichen Modernisie- rung" abgesichert. Die mittlerweile beschlossenen Waffenlieferun- gen aus den USA markieren nur den Anfang der Rückkehr des ehema- ligen "Rotchina" in "unseren" Teil der Welt. An Taiwan wird's nicht scheitern. Vielleicht wird demnächst sogar Tschiang Kaichek als Opfer eines maoistischen linksabweichlerischen Fehlurteils feierlich "rehabilitiert"? zurück