Quelle: Archiv MG - ASIEN CHINA - Wie tot ist Mao?


       zurück

       05.06.1989
       
       Tote in Peking:
       Volksarmee geht gegen Demonstranten vor!
       Im Westen Nichts Neues:
       

DIE GROSSE STUNDE DER HEUCHLER!

Ein Kohl gibt sich "bestürzt" darüber, daß bei einem staatlichen Gewalteinsatz Tote angefallen sind. Derselbe Kanzler, der seit Jahren Wackersdorf-Demonstranten am Bauzaun die Köpfe hat ein- schlagen lassen, bis er wegen einer neuen VEBA-Kalkulation das Projekt gestoppt hat. Ein Kanzler, der jeden zu lauten Demon- stranten als "Pöbel" aus seinen Kundgebungen abräumen läßt! Eine Thatcher ist "betroffen" - genau dieselbe "eiserne Lady", die englische Bergarbeiterstreiks mit Polizeiknüppeln niederma- chen ließ und sich für das Verheizen englischer Boys im Falkland- Krieg hat feiern lassen! Ein Bush kann sich vor "tiefstem Bedauern" kaum einkriegen - der- selbe Mann, unter dessen Vizepräsidentschaft ein Fluglotsenstreik mit Handschellen beendet wurde. Derselbe Bush, unter dessen Prä- sidentschaft das Blutbad der Contras gegen die Sandinisten weiter betrieben wird! * Andererseits: Die p o l i t i s c h e n F o l g e n von so- viel geheuchelter Betroffenheit fallen fürs erste moderat aus. Was wäre wohl losgewesen, wenn ein solcher Gewalteinsatz wie in Peking in Polen oder einem anderen Ostblockland die Opposition getroffen hätte? Gab es da nicht schon einmal NATO-Drohungen gegen Polen, um westliches Hineinregieren in den östlichen Block voranzubringen? Natürlich wie immer menschenfreundlich mit "Menschenrechtsverletzungen" begründet? Wirtschaftliche Boykottmaßnahmen werden erwogen, versehen mit einer Ermahnung des Westens an die chinesische Führung, "zu der von allen begrüßten Reform- und Öffnungspolitik zurückzukehren" (Außenministerium, Bonn). Denn dieses Land i s t bereits auf dem Weg, sich westlichen marktwirtschaftlichen Prinzipien zu öffenen, sozialistische Regierung hin oder her. Und dieser Reformkurs, der der Regierung zu neuer nationaler Stärke verhelfen soll, heißt für die Massen: keine "eiserne Reis- schüssel" mehr, die unter Mao die Ernährungsfrage für alle gelöst hatte. Stattdessen freigesetzter privater Schacher, Produzieren fürs gewinnbringende Verkaufen, gigantische Preissteigerungen mit Arbeitslosigkeit und Massenhunger im Gefolge! Lebensverhältnisse also, die unter anderem Gegenstand der Kritik von Studenten und Arbeitern waren. Was immer sich diese chinesischen Demonstranten unter "Demokra- tisierung" vorstellen mögen - D e m o k r a t i e ist das letzte, was ihnen gut täte. Das beweisen nicht nur die ge- heuchelten Beileidstelegramme aus den westlichen Hochburgen der Demokratie! zurück