Quelle: Archiv MG - ASIEN AFGHANISTAN - Vom heiligen Krieg des Westens


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       Marxistische Schulzeitung, 20.04.1984
       
       Afghanistan
       

EIN KRIEG VOR SEINEM "DICKEN ENDE"

Vorige Woche haben USA und Sowjetunion eine Vereinbarung darüber unterzeichnet, wie die sowjetische Armee sich aus Afghanistan zu- rückzieht und den Fanatikern von der moslemischen Front das Feld überläßt. Ein wunderlicher Vertrag! Was für eine Gegenleistung haben denn die Amerikaner, wenn sie schon den Verhandlungspartner abgeben? Und überhaupt: Was haben denn die USA in diesem mittelasiatischen "Bürgerkrieg" zu suchen? Acht Jahre lang hat man doch fortwährend zu hören gekriegt, in Afghanistan würden sich die bösen Kommunisten an standhaften ein- geborenen Freiheitskämpfern die Zähne ausbeißen. Allenfalls mit ein paar Waffenlieferungen wäre der Freie Westen vor Ort vertre- ten gewesen - abgesehen von seinen geifernden Todenhöfers, den Kamerateams vom ZDF-Magazin und ein paar Ärzten... Jetzt kommt es ein wenig anders heraus: Im Endeffekt haben die afghanischen Glaubenskrieger hauptsächlich dafür bekämpft und geblutet, daß die USA darüber mitzuentscheiden haben, welche strategische Rolle dieses Bergland in Zukunft spielen wird. Es stellt sich heraus, daß die Kämpfer vom Westen nicht nur ausgehalten und bewaffnet worden sind, sondern daß sie letztlich auch nur für ein politi- sches Interesse unterwegs waren: für das Interesse der demokrati- schen Weltordnungsmächte, der Sowjetunion in Mittelasien noch einen feindseligen Nachbarn unter US-Kontrolle zu verschaffen. Und noch eine zweite Klarstellung ist ganz nebenher per Fernsehen und Zeitungen rübergekommen - aber wahrscheinlich ist das auch niemandem so recht aufgefallen: Alle Beobachter des afghanischen Kriegsgeschehens stimmen ihr Publikum darauf ein, daß nach Abzug der sowjetischen Truppen die blutige Schlächterei wahrscheinlich erst so richtig losgeht. Wer auch immer in diesem netten Land in den letzten 10 Jahren mal für ein bißchen Landreform und ein bes- seres Gesundheitswesen, für Gleichberechtigung der Frauen und ein bißchen "soziale Sicherheit" eingetreten ist, der ist seines Le- bens nicht mehr sicher, wenn "unsere" Bürgerkriegspartei die Macht ergreift. Von westlichen Kommentatoren ist auch zu erfah- ren, daß dann aller Voraussicht nach die rivalisierenden Kämpfer- gruppen sich wechselseitig die Köpfe einschlagen werden. Wie das? Waren dieselben Knaben nicht bis gestern noch die letzten wahren Helden dieser Erde, die von nichts als edlem Freiheitsdurst be- wegt wurden? Oder ist das auch einer dieser kleinen Widersprüche, an denen sich kein demokratisch indoktrinierter Kopf mehr stört, wenn nur das Feindbild stimmt?! Der Westen verheizt Moslem-Fanatiker gegen die Russen. Zum Dank dafür dürfen die alle Volksgenossen abschlachten, die sie für Teufel halten - die Waffen dafür kriegen sie auch noch aus US-Be- ständen, sonst wären die "befürchteten" Schlächtereien ja zu Ende, noch bevor sie angefangen hätten. Und der freiheitliche Ge- schmack westlicher Antikommunisten ist befriedigt: Hauptsache, die Sowjets mußten eine Niederlage einstecken! Und das war's dann wohl, das große unverzeihliche Verbrechen der Russen" - ?! zurück