Quelle: Archiv MG - ASIEN AFGHANISTAN - Vom heiligen Krieg des Westens
zurück Bochumer Hochschulzeitung, 16.01.1980 Teach InOST UND WEST IN AFGHANISTAN
Von den Waffen der Konkurrenz zur Konkurrenz der Waffen 1. Entgegen anderslautenden Meldungen haben sich die Russen in Afghanistan mit ihrer Armee einen zusätzlichen militärischen Stützpunkt geschaffen. Nachdem die bisherigen Vasallen in diesem trostlosen Landstrich bei der ihnen zugedachten Aufgabe versagt haben, sind die russischen Militärs selbst nach Kabul gegangen und haben eine neue Regierung hingesetzt. Damit die sitzen bleibt und das Vertrauen des Volkes erwirbt, sind eine ganz schöne Zeit lang begrenzte hunderttausend Mann nebst Gerät nötig. 2. Der Westen sorgt dafür, daß die Sowjetunion nicht nur dort auf lange Sicht einiges zu tun hat. Die USA beantworten den e i n e n neuen Stützpunkt mit siebzehn zusätzlichen rund um den Indischen Ozean, die sie nicht erst zu besetzen brauchen. Die Nato verkündet den längst gehegten Plan, ihr Tätigkeitsfeld nach Süden und Osten auszudehnen, und die USA knüpfen die freund- schaftlichen Bande enger, die sie mit China und Pakistan verbin- den: da fühlt sich mancher zu militärischen Unternehmungen ermun- tert... 3. Und das ist - wie das meiste auf der Welt - völlig gerecht: erstens handelt es sich dahinten um ein freies Volk, dessen Selbstbestimmungsrecht mit den falschen Stiefeln getreten wird; zweitens um einen Angriff auf die lebenswichtigen Interessen der USA - im Unterschied zur Besetzung Zentralafrikas, die weder das eine noch das andere war. Ähnlichkeiten mit sonstigen Regierungs- wechseln wie Bokassa, Chile, Guatemala, Dominikanische Republik, Zaire, Uganda usw. sind rein zufällig - weil die Völker da erst durch das Eingreifen frei geworden sind. Außerdem zeigt schon die allerseits zugestandene Einmaligkeit des russischen Versuchs, den Ostblock a u s z u d e h n e n, daß sich der Kreml hier ein Privileg angemaßt hat, das i h m nicht zusteht. 4. Nicht minder gerecht sind also auch die Maßnahmen des Westens, die der Sowjetunion zeigen, wie sehr sie im vormilitärischen Be- reich vom Wohlwollen des Westens abhängig ist: schließlich hat nur der Westen die Freiheit, Entspannung und entschlossenes Vor- wärts konsequent auf verschiedene Angelegenheiten aufzuteilen und die Entspannungspolitik für unteilbar zu erklären. Vietnamkrieg und SALT I ging - Afghanistan u n d SALT II geht nicht! In der Weizenfrage trägt die Entspannung ihre Früchte; so sehr, daß alle Menschen hinter dem eisernen Vorhang merken, wie viel der frei- heitliche Westen für die unterdrückten Völker übrig hat. Und die UNO? Seit langem wieder einmal wie in alten Tagen ' für die USA und sonst nix! 5. In solchen Zeiten hat es der olympische Geist schwer. Saudi- Arabien schickt seine Eiskunstläufer trotz guter Aussichten nur nach Lake Placid; das westeuropäische Publikum fürchtet um die nationale Sportehre und befürchtet, daß ähnliche Konsequenzen we- gen der Solidarität mit den USA die Fortsetzung der Politik mit sportlichen Mitteln versauen. Willi Daume vergleicht Moskau so mit Berlin 36 und ist deswegen dafür, Sport und Politik auch heuer zu einer Vorkriegsolympiade zu trennen. 6. Der Bundessicherheitsrat hat geheim beschlossen: Moskau, Moskau Rußland ist ein schönes Land Haut die Gläser an die Wand Ha, ha, ha, ha, ha! zurück