Quelle: Archiv MG - ASIEN AFGHANISTAN - Vom heiligen Krieg des Westens
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MSZ 1/84
Afghanistan
DIE FACKEL DER FREIHEIT BRENNT
Daß da hinten am Hindukusch unsere Freiheit verteidigt wird, ist
inzwischen zu einem Allgemeinplatz des Propagandakrieges gegen
die Sowjetunion geworden. Daß der Imperialismus über die Mittel
verfügt, seine ideologischen Deutungen als wirkliche Kriege zu
praktizieren, macht sie so peinlich für die Betroffenen. Die Be-
völkerung Afghanistans hat deshalb viel zu tun, nachdem ihre
Wohngegend vom Westen als Kampffeld der Freiheit definiert wurde.
Und sie packt es an.
Dabei haben die Afghanen bis heute mit der westlichen Freiheit
wenig am Hut, ebensowenig wie mit ihrer Eigenschaft, überhaupt
Mitglieder des "afghanischen Volkes" zu sein. Dessen Existenz
verdankt sich einer eigenen Lüge angesichts der Tatsache, daß den
gestandenen Mann dort vor allem seine Stammeszugehörigkeit, sein
Allah, seine Flinte und sein tiefverschleiertes Weib interessie-
ren, die er unbeleckt von jedem staatsbürgerlichen Pflichtbewußt-
sein gegen den Zugriff jeder Zentralgewalt verteidigte, sobald
sich eine solche unter dem Titel "Staat" in den wenigen Städten
niedergelassen hatte. Im übrigen fristete er sein Leben als noma-
disierender Viehzüchter, Tagelöhner eines Großgrundbesitzers oder
armseliger Pachtbauer und hatte - versehen mit dem Seelentrost
seines Mullahs - durchschnittlich kaum mehr als 40 Jahre solchen
Daseins zu gewärtigen. Was die Außenbeziehungen seiner Politiker
betrifft, die sich leidlich von ihm ernährten, so "währt, wenig
beachtet, Moskaus Einfluß in Kabul bereits ein Vierteljahrhun-
dert", es ist "dem kleinen Anrainer seit 1921 durch einen Freund-
schaftsvertrag verbunden" und "hatte schon immer die Hauptlast
der Entwicklungshilfe für das bettelarme Land" getragen und so
jahrzehntelang für eine freundschaftliche, zumindest nicht stö-
rende Ordnung an der Südgrenze gesorgt.
Der Gegensatz zwischen der Stammesbevölkerung und der Regierung
in Kabul verschärfte sich, als nach dem Putsch der linken DVP
(Demokratische Volkspartei) im Jahr 1978 die Durchsetzung der un-
ter dem vorherigen Präsidenten Daud geplanten, aber nie begon-
nenen Modernisierung des Landes in Angriff genommen wurde: "Auf
dem Land, in den Dörfern Afghanistans wurden Tabus gleich reihen-
weise gebrochen." (Der Spiegel) Erstmals wurden Mädchen zur
Schule geschickt, Alphabetisierungskampagnen bei Erwachsenen
durchgeführt und Frauen gegen moslemisches Gebot zu ärztlichen
Untersuchungen gebracht. Nomaden aus dem übervölkerten Hochland
sollten im fruchtbareren Norden seßhaft gemacht werden. Vor allem
aber wurde eine Landreform in Gang gebracht, die der neuen Regie-
rung die Aussicht eröffnete, die Konflikte mit der Bevölkerung in
den Griff zu bekommen.
"Kein Zweifel, die Landreform ist der bisher größte Erfolg von
Tarakis Partei... Die Zahl derer, die sich dem Taraki-Regime ver-
pflichtet fühlt, wächst zusehends... Bevorzugt sind landlose Ta-
gelöhner und verarmte Pachtbauern... Etwa die Hälfte der Nutzflä-
che von Afghanistan gehörte nur 5% der ländlichen Bevölkerung:
den Großgrundbesitzern. Selbst die Mullahs wagten nicht, offen
gegen die Landreform vorzugehen." (Der Spiegel, März 1979)
Aus diesem Bericht geht nicht hervor, daß in Afghanistan ein
Krieg bevorstand. Er ist vielmehr ein Dokument dafür, wie unbe-
fangen man damals noch, wenn überhaupt, von diesem Ländchen er-
zählte. Die Frage, wem diese Gegend gehöre, kam erst gar nicht
auf. 10 Monate später sah für den westlichen Beobachter alles to-
tal anders aus. Das wird kaum an der Entwicklung der Landreform
dort gelegen haben. Was war geschehen?
Der Imperialismus entdeckt sein Freiheits-Symbol
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Taraki war mit seinem Programm, aus drei Städten, einer Straße
und einer Regierung sowie umliegenden Bergen und Stämmen ein
Staatsgebiet mit einem Staatsvolk zu machen, auf ziemliche
Schwierigkeiten gestoßen. Moslemische Guerillas, die schon so
findig waren, sich die Mittel für den Widerstand aus dem Westen
zu beschaffen, kämpften gegen die Zentralregierung. Es gab Streit
im Regierungslager. Ein Amin setzte Taraki - mit der einfachsten
Methode, die selbst unterentwickelte Politiker beherrschen - ab
und das Staatsprogramm seines Vorgängers rigoroser als dieser
fort. Die Guerillas blieben bei ihrem Kampf gegen die Regierung.
Die Führungskämpfe hörten auch nicht auf. - Doch eigentlich
nichts besonders Aufregendes für so ein Land. In vergleichbaren
Bananenrepubliken passiert so etwas alle Tage.
Noch etwas war geschehen. Wie sich der Iran am nächsten Abschnitt
der Südgrenze der Sowjetunion zu dieser und im Plan des Westens
entwickeln würde, war ungewiß. Gar nicht ungewiß waren die An-
strengungen der USA, die Entspannungsperiode mit Fortschritten in
der Einkreisung der Sowjetunion zu beenden. Die Überführung des
Nahen Ostens in die westliche Hemisphäre und seine Komplettierung
als strategischer Vorposten; die Besetzung des persischen Golfes
durch die US-Flotte - das waren Vormärsche gegen die sowjetischen
Grenzen.
Beides, die instabile Führung in Afghanistan und die strategische
Lage im Nahen und Mittleren Osten, waren für die Sowjetunion der
Grund, sich für das wie selbstverständlich befreundete Land bren-
nend zu interessieren. Sie intervenierte mit einer 100.000-Mann-
Armee, setzte den Herrn Karmal an die Spitze des Staates, um das
Chaos zu beenden und aus Afghanistan einen wirklichen Staat zu
machen mit einem dazugehörigen Volk. Ein geordnetes Staatswesen,
das in Freundschaft zur Sowjetunion eine Sicherung der sowjeti-
schen Südgrenze bedeutet hätte.
Doch hat auch dieser Einmarsch der Russen in Afghanistan für sich
nicht dazu geführt, daß aus diesem Land ein Symbol russischer
Verwerflichkeit und westlichen Freiheitswillens wurde. Kein west-
liches Schwein hatte sich um den Bergvölkerstaat bisher besonders
gekümmert; der russische Einfluß war so stillschweigend akzep-
tiert; eine westlich gestützte Partei im Lande gab es nicht. Die
fällige Mitteilung der Aktion der Sowjetunion über das rote Tele-
fon wurde fristgerecht durchgegeben. Allein die Entscheidung des
Westens, aus dem Einmarsch der UdSSR in Afghanistan feindseliges
Kapital gegen den Feind zu schlagen (man mag sich daran erinnern,
daß sich der Westen das mehrere Tage überlegt hat), hat diesem
blöden und uninteressanten Land, dieser sonst so selbstverständ-
lichen Aktion, einen instabilen Hinterhof in Ordnung zu bringen,
derartiges weltpolitisches Gewicht verliehen. Selbst Richard
Nixon war sich darüber im klaren:
"Was den Fall Afghanistans zu einem solch schwerwiegenden Verlust
für den Westen machte, war nicht das Schicksal seiner 18 Millio-
nen Einwohner, von denen 90% Analphabeten sind und deren durch-
schnittliches Jahreseinkommen von 160 US-Dollar das Land zu einem
der ärmsten der Welt macht. Nicht einmal die strategische Lage
Afghanistans hätte den Verlust so bedeutsam gemacht, wenn die
Einbuße dieses Landes lediglich ein Einzelfall gewesen wäre; aber
sie geschah nicht isoliert, sie war Teil eines Musters. Und die-
ses Muster stellt die eigentliche Herausforderung dar." (R.
Nixon, Der 3. Weltkrieg hat schon begonnen)
Der Westen hält sich seinen Dauerbrenner
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Der afghanische Widerstand gegen die Reformierung des Landes, ur-
sprünglich angeleiert durch Clan-Chefs, Mullahs und Grundbesit-
zer, den die linke Regierung durch militärische Gewalt und die
absehbare Verbesserung der Lebensverhältnisse überwinden wollte,
erhielt nun durch die Politik des Westens, der SU die Behauptung
ihres Einflusses in Afghanistan so teuer wie möglich zu machen,
ein neues Gewicht. Einerseits bekam die Guerilla über die von der
NATO installierte "Waffenschleuse" Pakistan das Geld und die mi-
litärischen Mittel für ihre Verstärkung, zum anderen hatte diese
die Konsequenz, daß der Werbung für die Regierungspolitik die ma-
terielle Grundlage entzogen wurde: die Landreform kam infolge der
Ausweitung des Kleinkriegs ins Stocken, wer zugeteiltes Land be-
baute, mußte als "Lakai der Kommunisten" mit Ermordung rechnen,
die inländischen Versorgungswege wurden unterbrochen, "trotz so-
wjetischer Weizenlieferungen entstand eine schwere Versorgungs-
krise" (Der Spiegel, 34/79). Kurz: Im ganzen Land ging nichts
mehr außer dem Krieg, und zu dem alten Elend der Bevölkerung kam
das des Krieges und der Flucht aus dem Kampfgebiet in die nicht
minder elenden Lager jenseits der pakistanischen Grenze.
Den Aufständischen wurden die grenznahen Territorien Pakistans
als Operations- und Rückzugsbasis zur Verfügung gestellt. Sie be-
kamen gerade so viel Finanz- und Waffenhilfe aus dem Westen, kon-
servativen Araberstaaten (sowie Iran und China), daß sie den
Krieg in einem Umfang führen können, der den Aufbau Afghanistans
durch die SU und das einheimische Regime auf Dauer verhindert,
ohne daß sie ihn jemals gewinnen können und dabei ihr politisches
Ziel verwirklichen.
Der SU bleiben die politischen und militärischen Kosten des
Krieges erhalten, während sich aus den pakistanischen Flücht-
lingslagern heraus die kampffähigen Männer dem einzigen verblie-
benen Lebensunterhalt zuwenden, dem Krieg gegen die Russen, für
den sie von mehr als 60 verschiedenen Widerstandsorganisationen
mit Sitz in Pakistan mit Lebensmitteln, Geld und Waffen versorgt
werden.
Ein einheitlicher politischer Widerstand in Begleitung des eben-
falls unkoordiniert geführten bewaffneten Kampfes findet nicht
statt. Zwischen den nach Stammeszugehörigkeit, Religion oder po-
litischer Ideologie unterschiedenen Gruppen herrscht zum Teil
harte Gegnerschaft in der Konkurrenz um die von den Sponsoren des
Krieges verteilten Mittel. Da es nie eine afghanische Nation ge-
geben hat, gibt es keine nationalen Ziele des Widerstandes und
die Zerstrittenheit der vielen Gruppen ist ein weiterer Garant
der Fortdauer des Krieges, auf die es ankommt. Ein eigentlich ab-
surder Krieg: Die sogenannten afghanischen Freiheitskämpfer stö-
ren russische Nachschubwege, erbeuten Lastwagen, freuen sich rie-
sig über einen abgeschossenen Panzer, locken Russen in den Hin-
terhalt, schicken auch einmal einen Sabotagetrupp in die Städte.
Das ist schon das Kriegsziel. Die Russen wehren sich ihrer Haut.
Sie schützen die Souveränität der Zentralregierung in den Städ-
ten, machen dafür auch weite Ausfälle. Den Sieg durch Ausrottung
aller Widerstandsdörfer - eine im Westen ganz übliche Methode der
Befriedungspolitik - wollen sie nicht. So kann der Krieg noch
lange dauern. - Und das soll er ja auch nach westlichem Willen.
Zwar hat der Westen dort kein Regime, das er wiedereinsetzen
möchte, keine Partei, keinen Mann, den er an die Macht bringen
wollte. Aber das macht gar nichts: Als Dauerkrieg der Russen ist
ihm Afghanistan gerade recht.
Kino der Freiheit total: Feindbild, Abenteuer und echte Leichen
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Die Öffentlichkeit der freien Welt betrachtet den Krieg in Afgha-
nistan offenbar als ausgesprochenen Glücksfall - insbesondere vom
Standpunkt der TV- und Presse-Kameraleute -, der es einem er-
laubt, als Journalist die eigene freiheitliche Sympathie mit dem
kleinen, tapferen Volk der Afghanen, "das in der eisernen Faust
der SU zerdrückt wird" (Frankfurter Allgemeine Zeitung), mit un-
ter die Haut gehenden Landschafts- und Leichenbildern sowie ganz
persönlichen Mutproben zu verbinden:
Erstens sind diese Mudschahedin ungemein malerisch, wenn auch ein
wenig bescheuert (der Mullah im Partisanentrupp will beim Über-
fall sein MG nicht benützen, weil es ihm zu schade ist! "Der
Spiegel", 49/83) und dabei wirklich nett: Ohne großes Zureden ma-
chen die eigens einen kleinen Hinterhalt extra für die Tagesthe-
men! Zweitens: Wo kann man sonst noch so ästhetisch gelungen sein
Feeling für den Hintergrund der Chose vorführen wie hier, indem
man vor brennendem Russenkonvoi eine Koran-Sure in die Kamera
liest (Scholl-Latour im ZDF)? Wo kann man drittens noch auf Spe-
sen wochenlang mit den Freiheitskämpfern durch die Berge ziehen
oder - wie jüngst von einem italienischen Sponti-Blatt vorgeführt
- im nächtlichen Kabul gefälschte Armeezeitungen an Häuserwände
kleben (Stern, Spiegel)?
Nur um zur Bestätigung und Erinnerung des Publikums die immer
gleichen, von der Politik in die Welt gesetzten und pressefrei
verbreiteten Urteile über "die Sowjets in Afghanistan" abzulas-
sen: Sie sind expansiv und aggressiv, bekämpfen die Freiheit im
Himalaya und sind nicht nur böse, sondern auch noch erfolglos.
Diese Urteile, moralische Lügen die ersten beiden, ein Zynismus,
der sich gewaschen hat, das dritte, zielen auf die Erzeugung
weltweiter Sowjetfeindschaft. Die SU sieht sich von Japan (das
wohl auch bald gegenüber den asiatischen SS 20 nachrüsten muß)
über China, ein dem Westen (zu-) gehöriges Arabien bis zum NATO-
Europa von einem Kreis in der Feindschaft gegen den Kommunismus
verbundener Staaten umgeben. Doch handelt es sich dabei keines-
wegs um einen Fall strategischer Einkreisung, sondern um ein Re-
sultat der weltweiten Friedenspolitik der NATO, der gegenüber die
SU "aggressive Energie und expansionistischen Mutwillen" (Der
Spiegel) beweist, wenn sie ihren letzten Verbündeten an der Süd-
grenze dagegen sichern will, in jenen Freundschaftskreis einbezo-
gen zu werden.
Selbst wo sich vorgebliche Realisten der Außenpolitik darüber Ge-
danken machen, ob der "brutale Sowjetimperialismus" nicht viel-
leicht "auch in westlicher Logik plausible Gründe für seinen Ge-
waltakt vorzeigen" (Stern) könne, ist stets die Heuchelei enthal-
ten, die darüber hinwegsieht, daß der SU von der westlichen Seite
die Alternative zwischen Intervention oder Rückzug aus dem eige-
nen strategischen Vorfeld aufgemacht wurde.
7 tote Russen = 7 x Freiheit
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So wie in Lateinamerika noch die blutigsten Schlächter von den
USA als Vorposten der Freiheit finanziert werden, avanciert auch
Afghanistan -
"eines der rückständigsten und elendesten Länder der Welt, wo au-
ßerhalb der wenigen Städte das Mittelalter herrscht und Blutrache
üblich ist" (Der Spiegel) -
in der westlichen Propaganda zu einem Hort der Freiheit. Die Mud-
schahedin, die im Iran als die finsteren Fanatiker Chomeinis gel-
ten, werden in Afghanistan
"Wir erledigen die Lehrer immer zuerst, sie hetzen das Volk gegen
die Religion auf." (Frankfurter Rundschau, 1.11.82)
als "heroische Freiheitskämpfer gegen die sowjetische Unterdrüc-
kung" (aus einer Agitationsillustrierten des State-Departement)
gefeiert, weil sie auch Russen killen.
Da stört es nicht, daß die Widerständler für Allah, ihre Blutra-
che oder einfach ihre Stammeskasse eintreten. Manche im Lande
operierenden Gruppen lassen sich die von ihnen beherrschten Ge-
biete gegen Bezahlung durch die in Pakistan ansässigen Organisa-
tionen als deren jeweiliges "Einflußgebiet" ausweisen (Der Spie-
gel 49/83) oder sich (zu-)gleich von den Russen für die zeitwei-
lige Einstellung des Kampfes bezahlen. Wenn westliche "Kenner der
Szene" mitteilen:
"Wenn Hekmatyar (Anführer einer der größeren islamischen Gruppen)
drankommen sollte, dann gibt es hier ein Blutbad, dann werden wir
uns noch wünschen, die Russen wären dageblieben. Die Amerikaner
machen einen Riesenfehler, wenn sie so auf Hekmatyar setzen."
(Frankfurter Rundschau),
dann gehen diese Bedenken an der Sache vorbei, denn eine Glei-
chung gilt unumstößlich und nicht nur in Afghanistan: Gegen die
Russen heißt nun einmal, für die Freiheit sein.
Der Zynismus, der SU bei ihrer "Aggression gegen die Freiheit"
auch noch ihre E r f o l g l o s i g k e i t vorzuhalten, ist
ein Hinweis auf die gediegenen Maßstäbe solcher Kritik. Während
dem Westen jeder islamische Stammesdepp für die Aufrechterhaltung
des Krieges taugt, haben die sowjetischen Besatzer und ihre in-
ländischen Verbündeten nicht einmal die Chance, der Bevölkerung
eine eigene afghanische Staatlichkeit und deren Vorzüge einzure-
den, die es zum Aufbau einer ordentlichen realsozialistischen
Volksrepublik nun einmal braucht. Wo sich in Ländern dieser Rang-
ordnung Teile der Bevölkerung dem - Zugriff der Freiheit (West)
zu entziehen versuchen, werden sie einfach ausgerottet, wie in
Guatemala, Salvador und anderswo, oder notfalls ganze Staaten "in
die Steinzeit zurückgebombt" wie Vietnam. Dem Westen ist jeder
Bürgerkrieg Grund genug, den Einsatz der Gewaltmittel stetig zu
steigern. Für die Sowjetunion ist Afghanistan nicht jede Eskala-
tion wert. Moskau hält an dem Ziel fest, diesem Land eine feste
Führung und eine geordnete Verwaltung 'zu verschaffen. Obwohl den
Russen dieses Anliegen verwehrt wird, wollen sie nicht zur Anne-
xion des Landes durch totale Besatzung übergehen.
"Natürlich könnten wir die Grenzen zu Pakistan abriegeln, dazu
bräuchte man eine Armee von mindestens einer halben Million Mann.
Das wollen wir nicht." (W. Falin, ehem. Botschafter der SU in
Bonn)
Das hat Folgen! Dem Hauptfeind wird dieses in jeder Hinsicht
kostspielige Kampffeld noch einige Zeit erhalten bleiben. Das ist
der Erfolg - des Westens.
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