Quelle: Archiv MG - AFRIKA TSCHAD - Imperialistischer faux-pas?
zurück Münchner Hochschulzeitung, 28.01.1981 WochenschauDIE SPRACHREGELUNG DER WOCHE
1. Ab sofort handelt es sich beim Tschad nicht mehr um a) eines der ärmsten Länder der Erde, dessen vernichtende Hungerkatastro- phe schon mindestens so lange dauert wie b) der mörderische Bür- gerkrieg, der dort aus gänzlich unverständlichen - wahrscheinlich rassisch und/oder religiös motivierten - Gründen seit ca. 10 Jah- ren wütet. Auch die Annahmen, ein gewisser H. Habre sei ein ge- meiner Kidnapper von Anthropologinnen (1976), und Frankreich ver- folge in dieser Region durch Truppenstationierung und Waffenlie- ferungen an ständig wechselnde Seiten unlautere Großmachtinteres- sen, sind hinfällig. Richtig ist vielmehr, daß mit der einseiti- gen Beendigung des Bürgerkriegs durch Libyen das bisher zu Un- recht vernachlässigte Volk des Tschad in seiner Freiheitsliebe beeinträchtigt obengenannter Habre ein Ehrenmann und geschworener Feind jeder Intervention von außen sowie die Verstärkung der französischen Truppen in Zentralafrika und die Entsendung von Mi- litärberatern nach Togo, Niger und dem Sudan ein klarer Beitrag zur Stabilität in Afrika ist. 2. Hohe Militärs in der Regierung sind ebenfalls ab sofort kein Zeichen mehr für totalitäre Regimes; wenn sie dazu betonen, daß für sie "der Frieden nicht das höchste Ziel der Politik" sei, ist ihnen vielmehr als US-Außenministern der nötige Respekt zu bezeu- gen. Ferner sind Unterscheidungen von Staaten nach ihrer Men- schenrechtlichkeit hinfällig, stattdessen ist von autoritären, dem Westen traditionell freundlich gesinnten Regimes" im Gegen- satz zu sog. totalitären Modellen ... in permanenter Feind- seligkeit gegenüber dem amerikanischen Volk" zu reden. zurück