Quelle: Archiv MG - AFRIKA TSCHAD - Imperialistischer faux-pas?
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MSZ 1/81
Tschad
NACHLÄSSIGER IMPERIALISMUS
Seit Bekanntwerden der Fusion Libyens mit dem Tschad werden in
der französischen Öffentlichkeit heftige Vorwürfe gegen die an-
geblich schlappe Regierung erhoben, die ein militärisches Ein-
greifen gegen Gaddhafis "Tschad-Annexion" verschlafen habe. Man
verdächtigt den Präsidenten und seinen Industrieminister Giraud,
daß sie ihre imperialistische Verantwortlichkeit in Afrika wegen
geschäftlicher Interessen vernachlässigten, nachdem bekannt
wurde, daß Gaddhafi kurz nach der Entsendung seiner Truppen in
den Tschad der französischen Staatsfirma Elf-Aquitaine Konzessio-
nen bezüglich einer Ölförderung auf libyschem Gebiet erteilt hat.
Angefangen hatte das ganze 1979, als die Franzosen auf einer Kon-
ferenz in Lagos ihren Entschluß, die dortigen Parteien den Kampf
um die von Frankreich bereitgestellten Mittel zur Herrschaft im
Tschad mit französischen Waffen selber, d.h. ohne direkte franzö-
sische Beteiligung, austragen zu lassen, durchsetzten und ihre
1200 Soldaten aus dem Lande abzogen. Gewinner dieses freigegebe-
nenen Machtkampfes wurde der jetzige Übergangspräsident Oueddi,
allerdings nicht als Sieger der für 1982 vorgesehenen Wahlen,
sondern mit Hilfe libyschen Militäreinsatzes gegen seinen Vertei-
digungsminister Habre, dessen Truppen er in die Berge zurück-
drängte.
Was sind also die Resultate der französischen "Nachlässigkeit"?
Gegen keine der kämpfenden Parteien hatte Frankreich prinzipielle
Bedenken, außer dem einen, ob sie auch für eine geordnete Souve-
ränität über ein Stück Wüste sorgen könne.
Dies zeitigte sich in der großzügigen Zuweisung von Kriegsgerät
an beide Seiten - Resultat dessen war auf jeden Fall ein den
französischen Interessen genehmer Zustand der "Instabilität".
Dieser wäre auch durch die jetzige Machtübernahme Oueddis nicht
beseitigt - störend ist freilich die von ihm vollzogene Union mit
Libyen, kommt dies doch einer auswärtigen Einmischung gleich, Al-
lerdings ist diese Einmischung solcherart, daß sie Frankreich
gleich mehrere Möglichkeiten der angemessenen Reaktion er-
schließt, wobei man es sich erlauben kann, das eigenständige mi-
litärische Zuschlagen am Ende rangieren zu lassen: "Jede Hypo-
these irgendeiner bewaffneten Intervention ist unvorstellbar." -
erklärte Verteidigungsminister Galley, zugleich Minister, für
"Kooperation mit Ländern der Dritten Welt".
Diese Intervention kann man sich nämlich von anderen, die auf-
grund der neu geschaffenen Lage ein machtvolles Bedürfnis nach
französischer Solidarität verspüren, erledigen lassen. Zunächst
einmal gibt es den, nun unwiderruflich zum Freiheitskämpfer avan-
cierenden Guerilla und Kidnapper Hissene Habre. Zum zweiten ist
der Streit im Lager Oueddis schon eingetreten: ein nicht unbedeu-
tender Teil seiner Anhängerschaft sieht sich sozusagen um den
(Bürger-)Kriegsgrund betrogen. Oueddi ist ein Mann des südlichen
Tschad, das sich die Feindschaft gegen den arabisch-muslimischen
Norden mit dem eigenen christlichen Negerdasein begründet. Das
Umschwenken Oueddis auf Libyen, welches früher den Norden und
seinen Anführer Habre unterstützte, wird nun als eine
"unnatürliche Heirat" (stellvertretender Regierungschef Kamouge)
bezeichnet. Drittens haben die Anstrengungen Libyens,
Großmachtpolitik in Afrika zu treiben - wofür sich dauernd neue
Partner finden lassen, die komischerweise, trotz aller finan-
zieller Vorteile, nach einer gewissen Zeit wieder abspringen -,
mit dem jetzt erzielten Erfolg den nicht unerwarteten Widerstand
derer hervorgerufen, die sich dieser Sorte Großmachtpolitik nicht
als weitere interessante Objekte zur Verfügung stellen wollen.
Und was läge da näher, als die traditionelle Schutzmacht an ihre
Aufgaben zu erinnern: Die afrikanisch-französische Freundschaft
erlebt in den Nachbarstaaten des Tschad eine Hochkonjunktur, und
Frankreichs Außenminister Francois-Poncet blieb angesichts der
vielen Nachfragen gar nichts übrig,- als "den Freunden
Frankreichs zu versprechen, daß jedes Ersuchen um militärische
Hilfe wohlwollend geprüft werde."
Zur gleichen Zeit werden die französischen Truppen in Zen-
tralafrika verstärkt. Eine vierte und nicht uninteressante
"Option" bleibt schließlich Oueddi selbst, denn wer wollte denn
behaupten, daß sich ihm bei so viel freundlicher Überzeugungs-
kraft von allen Seiten nicht wieder ein kleiner Seitenwechsel als
günstigste Demonstration seiner Führungsqualitäten anbieten
könnte? Bei so vielen Möglichkeiten kann es sich die imperiale
Großmacht tatsächlich leisten, "Nachlässigkeiten" dieser Art an
den Tag zu legen. Und auf die Frage, ob die französische Regie-
rung wegen des Öls ein "Doppelspiel" treibe ("...Eindruck,
Frankreich habe aus Durst nach Erdöl den Tschad den Libyern über-
lassen"), kann man nur antworten: Zum ersten ist Politik Politik
und Geschäft Geschäft, und zum zweiten schließt das eine das, an-
dere nicht aus.
Immer Sorgen mit den Negern
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Kaum baut man ihnen durch ihren Urwald eine Buslinie, machen sie
sich in ihrem schlichten Gemüt schon wieder einen Sport draus:
"Die sierraleonische Straßenbaugesellschaft konnte nur schwer auf
einen grünen Zweig kommen. Einer der Gründe dafür war: die Fahr-
gäste machten es sich zum Sport, schwarz zu fahren." (Politik der
Partner, BMZ S. 69)
Da denkt der "rational orientierte Mittel-Europäer " natürlich
gleich an "erhöhtes Beförderungsentgelt", aber Neger sind eben
anders:
"Die entscheidende Lösung kam aus den Kreisen der einheimischen
Mitarbeiter. Es wurde ein Lotteriesystem eingeführt. Die Fahr-
scheine für die Omnibusse berechtigen zur Teilnahme an der Ge-
winnverlosung." (ebd.)
Freilich kommt es immer darauf an, den Spieltrieb dieser kindli-
chen Rasse unter Kontrolle zu halten; sonst stürzen die Neger in
die Städte und klauen alles was nicht niet- und nagelfest ist:
"Die Ideen des tansanischen Sozialismus sind nicht verwurzelt. In
seinem Namen verschiebt man Benzin und unsere kostbare Medizin
und Bestecke - und kraft der harten Währung, die man dafür
kriegt, werden dann für 100 DM LOTTOSCHEINE ausgefüllt und nach
Deutschland geschickt, das ist zur Zeit große Mode." (Weißer Arzt
im "Spiegel" vom 5.1.81)
Fragen:
1. Wie kommen die Lottoscheine nach Afrika?
2. Wie wirkt sich das wohl auf die deutsche Zahlungsbilanz aus?
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Landkarte Tschad
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