Quelle: Archiv MG - AFRIKA RSA - Republik Südafrika
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Strauß zurück aus Südafrika - Die Nation diskutiert:
STILFRAGEN DEUTSCHER AFRIKAPOLITIK
Der bayerische "Realpolitiker" war wieder unterwegs - in außenpo-
litischer Mission als Sonderbeauftragter des Bundeskanzlers. Das
hat einigen Wirbel gemacht.
Was keinen interessiert
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Das ist der Ertrag, den die BRD aus Geschäft und Gewalt im südli-
chen Afrika einstreicht. Schon lange sind deutsche Unternehmer
als zuverlässige Geschäftspartner mit ihrem Kapital in der Repu-
blik Südafrika (RSA) vertreten. Die vielgescholtene Apartheid er-
weist sich dort als keinesfalls schlechte Geschäftsbedingung.
Arbeiten dürfen die Schwarzen nämlich - trotz aller Diskriminie-
rungen - als Lohnsklaven, die sich noch billiger verkaufen als
ihre weißen Kollegen. Ein Standortvorteil, den deutsche Kapitali-
sten zu schätzen und zu nützen wissen. Das alles unter ausdrück-
licher Billigung der Regierung in Bonn, die schon immer ganz ge-
nau wußte, was Negern guttut: Arbeitsplätze made in Germany und
keine Sanktionen. Die würden nur den Schwarzen schaden, wie unser
Bundeskanzler ganz genau weiß. So stellt man sein Interesse am
Geschäft mit der Burenrepublik auch noch als Kampf um das Wohlle-
ben der Neger hin. Nebenbei werden die südafrikanische Polizei
mit westdeutschem Gerät ausgerüstet, die Armee mit U-Boot-Plänen
und die BRD mit einer sicheren Uranquelle und stabilen Verhält-
nissen in der Region versorgt.
Mindestens genauso wichtig wie der ökonomische Ertrag ist für
eine imperialistische Großmacht wie die BRD nämlich der politi-
sche Nutzen, den sie aus den gedeihlichen Beziehungen mit der RSA
ziehen kann. Die hat als Vorposten der Freien Welt mit einem jah-
relangen Krieg und der Unterstützung diverser "Befreiungs-
bewegungen" den nördlichen Nachbarn Angola und Mosambik
beigebracht, daß "sozialistische Experimente" nur mit Leichen und
der Verhinderung jeglichen geregelten Aufbaus in diesen Ländern
zu haben sind. Mittlerweile hat man diese Staaten zu der
"Einsicht" gebombt, daß man sich nur dann sicher fühlen kann,
wenn man sich bereitwilligst als westliche Einflußsphäre zur Ver-
fügung stellt. Daß die Führer der Volksrepublik Mosambik sich
über die Person von Strauß an die deutsche Bundesregierung wen-
den, belegt in ziemlich eindeutiger Weise, wen sie für zuständig
und deshalb für in der Lage halten, den Terror in ihrem Land zu
beenden. Letzten Endes wird eben nicht in Pretoria über das
Schicksal dieser Staaten entschieden, sondern insbesondere in
Bonn, London und Washington. Dort entscheidet man nämlich, ob und
in welchem Umfang der Terrorismus den eigenen politischen Zwecken
dienstbar ist, und wann es opportun erscheint, damit auch mal
aufzuhören. Die "Kontakte" des Herrn Strauß über die Hanns-Sei-
del-Stiftung zu den RENAMO-Söldnern in Mosambik und sein Besuch
beim Unita-Häuptling von Angola werden jedenfalls nicht von unge-
fähr kommen.
Auf dieser gewalttätigen Grundlage kann man sich dann als
hilfreicher "Vermittler" feiern lassen. Was jeder westliche Beob-
achter bei einem Besuch eines sowjetischen oder cubanischen Poli-
tikers in dieser Region als unstatthafte "Einmisching" entlarven
würde: D e n e n geht es doch nur um ihre eigenen "expansio-
nistischen" Interessen! - das geht bei einem d e u t s c h e n
Politiker glatt als Friedensdienst durch.
Als Belohnung für die Rückkehr ins westliche Lager gibt's für Mo-
sambik ein bißchen Entwicklungshilfe: Ausbau des Hafens in Maputo
und die Reparatur der Eisenbahnlinie in die RSA. Die Bedingungen
für die zukünftige "Einbindung" in den Weltmarkt wollen
schließlich auch noch geschaffen sein. Als "Realpolitiker" weiß
F.J.S. die Verdienste des Burenstaates bei dieser Aktion "Heim
ins Reich der Freiheit" sehr wohl zu würdigen, weshalb es ihm
nicht schwerfällt, neben der Pflichtübung, beim Plausch mit Botha
den Namen Mandela fallen zu lassen, die Gelegenheit zu nutzen und
auf die "Ungerechtigkeit" zu verweisen, die diesem Regime in al-
ler Welt widerfahre:
"Es wird immer nur die schlechte Seite gesehen und nicht, was die
Weißen für die Schwarzen getan haben."
Auch eine Art, seine Zufriedenheit mit diesem westlichen Ketten-
hund im Süden Afrikas auszudrücken.
Was jeden interessiert
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Das sind die sehr geschmäcklerischen Fragen nach der Selbstdar-
stellung und den diplomatischen Formen bundesdeutscher Außenpoli-
tik. Erstens soll Strauß deren Prinzipien mißachtet haben. Er hat
sich nämlich nicht mit dem Unschuldsgetue geschmückt, mit dem
sonst deutsche Außenpolitik hausieren geht. Mit seinen Auftritten
in "Homeland" Boputatswana und in Namibia hat er eine Reihe von
UNO- und EG-Formalien bzw. Völkerrechtsfeinheiten verletzt als
deren Oberanwalt sich Genscher profiliert. Die Tour der demokra-
tischen Heuchelei, daß es bei der Durchsetzung der Interessen der
BRD letztendlich um die armen Neger, die Grundsätze der Freien
Welt und die Verbreitung von Demokratie überall auf der Welt
ginge, hat Strauß deswegen noch lange nicht fallengelassen. Aber
mit diesen schönen Rechtstiteln für westdeutsche Einmischung läßt
sich so schön streiten, daß die FDP die Gelegenheit gleich er-
griffen hat. Dagegen kontert Strauß mit den Namen von 5 Negern,
die er mit seinen "guten Kontakten" und seiner betont unaufdring-
lichen Menschenrechtspolitik bei Botha freigekämpft haben will.
Zweitens hat der SPD-Vogel entdeckt, daß "auf wichtigen Feldern
zwei Außenminister tätig werden" - eindeutig verfassungswidrig!
Die Opposition in diesem Lande ist mit den Taten Bonner Außenpo-
litik so einverstanden, daß ihr tatsächlich nichts Besseres ein-
fällt, als mangelnde Einigkeit in der Regierungskoalition anzu-
klagen. Drittens stehen damit wieder einmal die "Führungsqua-
litäten" des Kanzlers in Frage und das "deutsche Ansehen in der
Welt" auf dem Spiel. Solche Sorgen wollen die Grünen keinesfalls
der SPD zur Alleinvertretung überlassen. Als Partei der Frauen,
der Umwelt und anderer unterdrückter Minderheiten wissen sie ganz
genau, was den Schwarzen in der RSA am meisten fehlt.
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