Quelle: Archiv MG - AFRIKA LIBYEN - Weltterrorist Nr. 1?
zurück Bochumer Hochschulzeitung, 14.12.1982 WochenschauEINEN SHOWDOWN
über Mittelsmänner planen US-Präsident Reagan und der libysche Revolutionsführer Gadafi zahlreichen Pressespekulationen der letzten Woche zufolge. Feststeht damit nur, daß der nächste Ver- rückte, der in die Nähe Reagans kommt, als "libyscher Agent" ge- handelt, während ein toter Gadafi mit Sicherheit als Opfer der Gewalt, die er selber gesät haben soll, in Nachrufen bedacht wer- den wird. Während Gadafi im US-Fernsehen ihm unterstellte Mord- pläne als "dummes Zeug" zurückwies und sie einer "kindischen Ge- mütsverfassung" Reagans zuschob, hat es der US-Führer nicht für nötig befunden, eigene Attentatspläne zu dementieren: Warum auch: Die diversen, mehr als abenteuerlichen Massakrierungspläne, die von der CIA gegen Castro ausgearbeitet worden sind, zählen heute zu den "Enthüllungen" über die Agency, die allerdings inzwischen nicht mehr gefragt sind, weil die Reagan-Administration ihrer Ab- teilung für Drecksarbeit ganz offiziell grünes Licht gegeben hat. Der offizielle Beschluß der US-Regierung, daß das Regime Gadafis beseitigt gehört, verfügt noch über ganz andere Waffen als ein Killerkommando: Während noch über Mord und Todschlag sich erregt wird, fließen jeden Tag 274.000 Barrel Öl aus Libyen in die USA, arbeiten ein paar tausend amerikanische Techniker auf den natio- nalisierten Ölfeldern Libyens und bescheinigen Multis wie Mobil und Conoco, daß der Weltterrorist ein "zuverlässiger Ge- schäftspartner" sei. Der demonstrative Abzug Exxons aus Libyen ist ein erstes Signal, daß die US-Interessen an der Großen Syrte nicht mit dem Geschäft identisch sind: Der Imperialismus ist auf libysches Öl nicht angewiesen, Gadafi hingegen auf jeden Dollar, der ihm dafür noch bezahlt wird. Dies zieht dem Mann die Grenzen seines Handelns, so daß ihm als "Antiimperialismus" die großen Töne bleiben, während ihm der Imperialismus ganz leise die Kehle zuschnüren kann - wenn und wann er will. zurück