Quelle: Archiv MG - AFRIKA LIBYEN - Weltterrorist Nr. 1?


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REAGAN KÜNDIGT NEUE "VERGELTUNGSSCHLÄGE" GEGEN LIBYEN AN

Der Internationale Terrorismus ------------------------------ braucht nicht zu fürchten, daß man ihn durch Abhören verschlüs- selter Funksprüche an seine Agenturen "entlarvt". Sein oberster Drahtzieher und Hintermann erklärt ganz ungeniert vor laufender Kamera: "Wir werden nicht nur hier herumsitzen und stillhalten." (US-Präsident Reagan) Und das ist mehr als eine bloße D r o h u n g. Im Unterschied zum libyschen Revolutionsführer Ga- dafi, der immer wieder einmal "weltweite Vergeltungsschläge" a n k ü n d i g t, hat der Freiheitsführer Reagan "die Flugzeug- träger Coral Sea und America nicht Kurs Heimat beziehen, sondern im Mittelmeer verbleiben lassen" (Süddeutsche Zeitung, 10. April). Während die Nachrichtendienste der NATO-Staaten bislang nur "Zusammenhänge" zwischen Libyen und dem Bombenanschlag auf ein Westberliner Nachtlokal "andeuten" bzw. "vermuten", ergehen sich demokratische Politiker und Journalisten bereits ganz unge- niert über lauthals hinausposaunte Bekenntnisse zu möglichst viel Gewalt in Spekulationen und Vorschlägen darüber, wie denn ein amerikanischer "Vergeltungsschlag" gegen Gadafi aussehen könnte. Vom neuen feurigen Flottenmanöver in der Großen Syrte, über ein gezieltes Bombardement von Tripolis, bis zu einem ägyptischen Einmarsch in Libyen mit US-Feuerschutz, wird da alles gehandelt als l e g i t i m e M ö g l i c h k e i t. Während zwei Tote in Westberlin dem Gadafi auf sein Verbrecherkonto gutgeschrieben werden (inzwischen gilt ohnehin j e d e r Bombenleger im Zwei- felsfall als getarntes Gadafi-Kommando!), legt das Pentagon nach- drücklich Wert auf die Tatsachenbehauptung, daß die tollkühnen US-Boys in ihren fliegenden Kisten bei ihrem heldenhaften Einsatz mindestens 56 Leichen produziert haben. Es gehört nämlich zum E r f o l g der Freiheit, daß da auch die Späne anfallen, wo sie beschließt zu hobeln. Und solche Beschlüsse haben sich längst von den vorgeschützten Anlässen emanzipiert. "Wir werden nicht auf eine Einladung warten, ehe wir uns zu militärischen Aktionen entschließen." So Reagan Vize Bush am anderen Kriegsschauplatz im Persischen Golf: "Ebensowenig wie uns jemand dazu einladen mußte, die lächerliche Todeslinie des libyschen Revolutionsführers zu überqueren." (Süddeutsche Zeitung, 10. April) Ebenso souverän in der Sache, wenngleich in den Mitteln etwas kleinkarierter, hat Bonn zwei libysche Diplomaten ausgewiesen und dabei erklärt, die beiden hätten mit dem Westberliner Anschlag nichts zu tun, würden aber j e t z t rausgeworfen, weil "wir unsere Freunde nicht hinausterrorisieren lassen" (Kanzler Kohl). Statt dessen terrori- sieren "wir" jeden, den "unser Freund" als F e i n d zum Ab- schuß freigegeben hat, und streiten dann in Bonn darum, ob "wir" das auch genügend s o u v e r ä n oder nicht bloß als V a s a l l der USA gemacht haben. In der Frage der M i t t e l gegen Libyen gibt es Meinungsverschiedenheiten im Bündnis ------------------------------------ Die politische Verurteilung des nordafrikanischen Staates als Pa- ria der internationalen Völkerfamilie ist zwar unstrittig. Und mit Vorschlägen zur Ausrottung seines "internationalen Terroris- mus" überbieten sich auch europäische Politiker wechselseitig. Wischnewsky (SPD) hat sich als in dieser Frage erfahrener Stra- tege mit dem Vorschlag einer internationalen GSG 9 Truppe (Vorbild: Mogadischu) hervorgetan. Aber was den militärischen Schlag gegen Libyen betrifft, üben jetzt selbst die Staaten eine auffallende Zurückhaltung, die zuvor Reagans "Vergeltungsschlag" kräftig applaudiert haben. Ausgerechnet England, Scharfmacher ge- gen Libyen, von dessen Botschaft auf englischem Boden nur noch der Hausmeister geduldet ist, legt sich quer: "Verhindert ein Veto Großbritanniens gegenwärtig einen weiteren militärischen Schlag der USA gegen Libyen? Die Londoner Times be- richtete am Sonnabend, die britische Regierung habe der US-Regie- rung mitgeteilt, daß sie Einsätzen amerikanischer Kampfflugzeuge gegen Libyen von Großbritannien aus nicht zustimmen werde." (Weser-Kurier, 13.4.86) Italien und Spanien haben sich in Bezug auf ihre NATO-Basen gleichlaufend geäußert, nachdem Gadafi für den Fall eines An- griffs auf sein Land alle erreichbaren südeuropäischen Ziele zu Kriegszielen erklärt hat und den Warschauer-Pakt um Beistand er- suchen will. Nicht, daß die Europäer im Unterschied zu den USA in der Kriegsfrage zarter besaitet wären und sich die Hände nicht schmutzig machen wollten. Ein umjubelter Falklandkrieg und die italienische Ordnungsmacht im Libanon belegen das Gegenteil. Auch Gadafis Drohung, sich militärisch gegen die amerikanischen Hel- fershelfer zu wehren, dürfte ihrem militärischen Gehalt nach we- nig beeindruckt haben. Europäische Militärexperten versichern glaubhaft, daß Gadafis Geschosse die NATO-Flugabwehr dieser Län- der kaum durchdringen könnten, vorausgesetzt, sie schaffen es überhaupt, vor ihrer Zerstörung abgefeuert zu werden. Was die Eu- ropäer bewegt, ist der S t a t u s der militärischen Auseinan- dersetzung, der mit einem solchen Gefecht erreicht wäre. Schon der US-Beschluß zur "Vergeltung" gegen Libyen will mit Li- byen dessen Schutzmacht Sowjetunion treffen, ohne daß dieser Krieg mit dem offiziellen diplomatischen Status einer Weltkriegs- erklärung versehen würde. Gadafis Androhung von Gegenmaßnahmen gegen europäische Ziele bewertet - gar nicht einmal verkehrt - die militärischen Operationen gegen sein Land als NATO-Krieg. Und damit würde der a m e r i k a n i s c h e Beschluß zum Los- schlagen gegen Libyen die e u r o p ä i s c h e n Bündnispart- ner quasi gezwungenermaßen vor die Entscheidung stellen, gegen Libyen und damit immer auch gegen die Sowjetunion militärisch vorzugehen. Und das wäre die Eröffnung einer Weltkriegskonfronta- tion auf NATO-Niveau. Nicht daß ein Kohl oder Mitterand für das Programm "Freiheit statt Sozialismus" nicht alles täten. Die letztendliche Unschäd- lichmachung des Weltkommunismus als Schranke westlicher Weltherr- schaft ist ihnen als Zweck ebenso vertraut wie die dafür nötigen Totrüstungsschritte. Aber wenn schon, dann wollen die europäi- schen Häupter aus eigenen Gründen die Konfrontation mit der So- wjetunion vorantreiben und damit über Ort und Zeitpunkt der Welt- kriegseröffnung mitbefinden, statt im Fahrwasser eines amerikani- schen Alleingangs in so etwas "hineingezogen" zu werden: "Zur Frage etwaiger amerikanischer Vergeltungsschläge gegen Li- byen meinte der Bundeskanzler, in einer solchen Lage müsse man sich gut überlegen, wie der Anfang und wie das Ende derartiger Aktionen aussehen würden." (Südeutsche Zeitung 12.4.86) Über das entsprechende militärische Gewicht verfügen europäische Freunde wie England und die BRD längst, so daß sie als unentbehr- lich gewordene Weltkriegsmacht mit ihrem derzeitigen Nein zu wei- tergehenden US-Maßnahmen gegen Libyen durchaus so viel Gehör fin- den, daß darüber ein Streit im Bündnis entsteht. Abhängig machen tun die USA von dieser Differenz sehr wenig. Die angekündigten Schläge gegen Libyen sind nicht aufgehoben, sondern aufgeschoben, bis Wochenbeginn, heißt es. Versehen mit der Auf- forderung an die Sowjetunion, sich aus dem Gemetzel gegen ihren Freund gefälligst herauszuhalten: "Die amerikanische Fernsehgesellschaft CNMJ meldete, die US-Re- gierung habe sowjetischen Diplomaten deutlich gemacht, ein Schlag gegen Libyen würde begrenzt bleiben und nicht den Versuch bedeu- ten, die UdSSR über einen ihrer Verbündeten in einen Konflikt hineinzuziehen." (Weser-Kurier, 13.4.86) Und daß der Kampf gegen den "Weltterrorismus" NATO-Sache zu sein hat, stellen die USA gegenüber ihren Verbündeten nach Kräften klar: Der italienische Ministerpräsident Craxi glaubt nicht, daß es vor Montag zu einem Schlag der USA gegen Libyen kommen wird. Craxi sagte in Mailand, ein Sonderbeauftragter von US-Präsident Reagan werde am Montag in Rom erwartet. Es wird damit gerechnet, daß er Italien um Unterstützung der USA bitten wird." (Weser-Ku- rier, 13.4.86) Ein Streit, wie gesagt, der sich nur noch um eines dreht: um die passenden Gründe und Modalitäten für die Eröffnung des dritten Weltkrieges. *** Ganz dicht sind sie wirklich nicht, die Jungs von der Frankfurter Rundschau. Ihre aktuelle "Analyse" der Weltlage spottet jeden- falls jeder Beschreibung: Bild ansehen Frankfurter Rundschau zu Libyen Botschaft Nr. 1: Die USA und Libyen sind zwei Mächte, die erstens ziemlich gleich stark und zweitens ziemlich gleich böse sind - unschwer zu erken- nen an der originellen Darstellungsweise: geballte Fäuste, nur durch entsprechende Manschettenknöpfe zu unterscheiden (!). Botschaft Nr. 2: "Wo böse Mächte sinnlos walten", geht's natürlich "immer auf die Kleinen". Ausgerechnet einen schlappen, hilflosen Wurm namens "Bonn" wollen die beiden Giganten zerdrücken! Ebenfalls sehr ge- lungen dargestellt: Man beachte, die kleinen Patschhändchen von "Bonn", noch nicht mal zu Fäustchen hat's der Kleine gebracht. Wie heißt folglich die Hauptbotschaft? Bonn soll sich gefälligst am Riemen reißen und endlich mutiger und kräftiger werden! Völlig logisch - wenn man folgende Neben- sächlichkeiten außer acht läßt: Die USA haben als Weltmacht Nr. 1 Gadafis Libyen den Krieg erklärt. Das Mittelmeer hat nämlich als Nato-Sicherheitszone bis zum hinterletzten Winkel von der 6. US- Flotte kontrolliert zu werden. Die ach so friedliebende BRD sieht das erstens ganz genauso und legt zweitens als zweitstärkste Macht im westlichen Bündnis gesteigerten Wert darauf, ihre eige- nen politischen Kalkulationen in die Entscheidungen der amerika- nischen Präsidenten miteinzubringen. Von wegen also - "hilfloses Würstchen BRD". In dieser Gestalt geistert die 2. Nato-Macht höchstens durch die sorgenvollen Hirne von kritischen bundesdeutschen Redakteuren. Aber ohne eine ge- wisse geistige Umnachtung war Nationalismus noch nie zu haben - erst recht, wenn er als kritische Alternative zur Regierungspoli- tik daherkommt. *** "Washington bei jeder Gelegenheit auf Konfrontationskurs -------------------------------------------------------- zu Sowjets und ihren Freunden (Weser Kurier, 3.4.86) ----------------------------- Washingten (dpa). US-Präsident Ronald Reagan bat in den vergange- nen Wochen keine Gelegenheit ausgelassen, um - bildlich gespro- chen - dem sowjetischen Parteichef Michail Gorbatschow und dessen Freunden außerhalb der UdSSR kräftig vors Schienbein zu treten. Reagan hat unter anderem * den Kreml aufgefordert, sein Personal bei der UNO in den näch- sten zwei Jahren um 40 Prozent zu verringern. Begründung: viele UdSSR-Diplomaten seien im Grunde Spione. * Libyens Muammar el Gaddafi, einen langjährigen Verbündeten Mos- kaus, mit einer begrenzten Militäraktion (Krieg Nr. 1 für die Freiheit) Militäraktion im Golf von Syrte für dessen Unterstüt- zung des Terrorismus "bestraft". * versucht den Moskau-orientierten Sandinisten Nicaraguas weiter das Wasser abzugraben (Krieg Nr. 2 für die Freiheit) und den ge- gen sie kämpfenden Contras US-Militärhilfe in bisher nie gekann- tem Umfang zu verschaffen. * sich nach offiziell noch nicht bestätigten Berichten entschlos- sen, den Mudschaheddin (Krieg Nr. 3 für die Freiheit) in Afghani- stan die sich gegen die sowjetische Besatzer auflehnen, und den gegen die marxistische Regierung kämpfenden UNITA-Rebellen in An- gola erstmals hochmoderne amerikanische Waffen (Krieg Nr. 4 für die Freiheit) zu liefern. Es handelt sich dabei um tragbare Luft- abwehrraketen des Typs "Stinger", gegen die sowjetische Hub- schrauber kein leichtes Leben mehr haben dürften. Getreu seiner schon beim Genfer Gipfel vertretenen Linie hat sich Reagan trotz heftigen Moskauer Drängens außerdem geweigert, von den Plänen für eine Raketenabwehr im Weltraumraum (SDI) (Deshalb: alles für Krieg Nr. ...!) auch nur einen Millimeter abzuweichen. Außerdem bat der Präsident alle Vorschläge Gorbatschows, sich dem sowjetischen Atomstopp anzuschließen, abgelehnt. Bleibt zum Schluß die Frage, was hinter Reagans Verhalten gegen- über dem Kreml steckt..." So kann man sich natürlich auch blöd stellen! Was mag er bloß vorhaben, der Gute...? Ob er gar ein bißchen spinnt...? Alles an "Motiven" mag die freie Presse entdecken, eindeutige Klarstellun- gen in Sachen Weltfrieden und Weltkrieg aber will sie nicht zur Kenntnis nehmen. Jedenfalls so lange nicht, bis die Oberen sagen: jetzt geht's aufs Ganze, Jungs! zurück