Quelle: Archiv MG - AFRIKA LIBYEN - Weltterrorist Nr. 1?
zurück Bochumer Hochschulzeitung, 15.04.1986DER INTERNATIONALE TERRORISMUS
braucht nicht zu fürchten, daß man ihn durch Abhören verschlüs- selter Funksprüche an seine Agenturen "entlarvt". Sein oberster Drahtzieher und Hintermann erklärt ganz ungeniert vor laufender Kamera: "Wir werden nicht nur hier herumsitzen und stillhalten." (US-Präsident Reagan) Und das ist mehr als eine bloße D r o h u n g. Im Unterschied zum libyschen Revolutionsführer Gadafi, der immer wieder einmal weltweite Vergeltungsschläge a n k ü n d i g t, hat der Freiheitsführer Reagan "die Flugzeug- träger Coral Sea und America nicht Kurs Heimat beziehen, sondern im Mittelmeer verbleiben lassen" (Süddeutsche Zeitung. 10. April). Während die Nachrichtendienste der NATO-Staaten bislang nur Zusammenhänge zwischen Libyen und dem Bombenanschlag auf ein Westberliner Nachtlokal "andeuten" bzw. "vermuten", ergehen sich demokratische Politiker und Journalisten bereits ganz ungeniert über lauthals hinausposaunte Bekenntnisse zu möglichst viel Ge- walt in Spekulationen und Vorschlägen darüber, wie denn ein ame- rikanischer "Vergeltungsschlag" gegen Gadafi aussehen könnte. Vom neuen feurigen Flottenmanöver in der Großen Syrte, über ein ge- zieltes Bombardement von Tripolis, bis zu einem ägyptischen Ein- marsch in Libyen mit US-Feuerschutz, wird da alles gehandelt als l e g i t i m e M ö g l i c h k e i t. Während zwei Tote in Westberlin dem Gadafi auf sein Verbrecherkonto gutgeschrieben werden (inzwischen gilt ohnehin j e d e r Bombenleger im Zwei- felsfall als getarntes Gadafi-Kommando!), legt das Pentagon nach- drücklich Wert auf die Tatsachenbehauptung, daß die tollkühnen US-Boys in ihren fliegenden Kisten bei ihrem heldenhaften Einsatz mindestens 56 Leichen produziert haben. Es gehört nämlich zum E r f o l g der Freiheit, daß da auch die Späne anfallen, wo sie beschließt zu hobeln. Und solche Beschlüsse haben sich längst von den vorgeschützten Anlässen emanzipiert. "Wir werden nicht auf eine Einladung warten, ehe wir uns zu militärischen Aktionen ent- schließen." So Reagan Vize Bush am anderen Kriegsschauplatz im Persischen Golf. "Ebensowenig wie uns jemand dazu einladen mußte, die lächerliche Todeslinie des libyschen Revolutionsführers zu überqueren." (Süddeutsche Zeitung, 10. April) Ebenso souverän in der Sache, wenngleich in den Mitteln etwas kleinkarierter, hat Bonn zwei libysche Diplomaten ausgewiesen und dabei erklärt, die beiden hätten mit dem Westberliner Anschlag nichts zu tun, würden aber j e t z t rausgeworfen, weil wir unsere Freunde nicht hin- austerrorisieren lassen" (Kanzler Kohl). Statt dessen terrorisie- ren "wir" jeden. den "unser Freund" als F e i n d zum Abschuß freigegeben hat, und streiten dann in Bonn darum, ob 'wir' das auch genügend s o u v e r ä n oder nicht bloß als V a s a l l der USA gemacht haben. zurück