Quelle: Archiv MG - AFRIKA LIBYEN - Weltterrorist Nr. 1?


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       Hamburger Hochschulzeitung, 07.01.1986
       

EIN BLUTBAD ZU WEIHNACHTEN - KRIEGSBOTSCHAFTEN FÜRS NEUE JAHR

Zwei palästinensische Selbstmordkommandos schießen auf Flugplät- zen vor israelischen Schaltern herum und werden erschossen. Die Gewalthaber des freien Westens geben "Trauer, Entsetzen und Wut" zu Protokoll und reden von den "unausweichlichen Folgen". "Vergeltung" ist angesagt, und die weltpolitische Diskussion dreht sich darum, wann, wo und wie Kritik geführt werden soll. Eine eigenartige Bewältigung des Terrors. "Sinnlose Gewalt" ----------------- und enorm verabscheuungswürdig - das sind die feststehenden Ver- urteilungen der Attentate. Die Palästinenser, die einiges an sinnvoller und gerechter Gewalt von seiten Israels und anderer Staaten zu spüren bekommen, erhalten die schlechtesten Noten, die es für Betragen im Fach Weltpolitik gibt. Sie nehmen sich etwas heraus, was i h n e n nicht gestattet ist: Gewalt. Sie schaffen Opfer, was i h n e n ebenfalls nicht zusteht. Und sie haben keinen Erfolg damit, weil i h n e n der ein für allemal ver- wehrt ist. Ihre nationale Sache zählt nicht zu den genehmigten, und so oft sie sie mit Gewalt, dem Mittel der Politik, betreiben, entlarven sie sich als Mörder, die eine ansonsten so friedliche und lebensspendende Weltpolitik stören. Was die O h n m a c h t anlangt, die sich an ihren Selbstmord- kommandos zeigt, die bringt niemanden auf den Gedanken, was es mit ihrer nun schon Generationen dauernden "verzweifelten Lage" auf sich hat. Auch von den Fehlern ihres Kampfes will niemand et- was wissen. Verbrechen erklärt man nicht, weil das einem Ver- ständnis für die Verbrecher gleichkäme. Solche Leute gehören be- straft. "Gerechte Vergeltung" --------------------- ist es und in diesem Sinne mit Gewalt gar nicht zu verwechseln, wenn der Staat Israel in trautem Einverständnis mit den USA wie- der einmal einen Krieg ins Auge faßt. Die dem Stichwort "Reaktion auf den Terrorismus" vollzogen. Sie deckt auch gleich das größere Ausmaß des anvisierten Blutbades mit ab. So hat die Gerechtig- keit, die da ihren Lauf nehmen soll, nur noch k r i e g s- t e c h n i s c h e Probleme zu lösen. Erstes Problem: Man kann gegen Amokläufer dieser Sorte eigentlich gar nichts unternehmen. Seine Lösung: Man schlägt gleich auf ganze Staaten ein. Zweites Problem: Es gibt viele Staaten, die man schon seit längerem auf der Abschußliste stehen hat und in denen notorische Palästinenser verkehren. Da heißt es, die pas- sende Auswahl treffen. Der Iran mit seinem islamischen Antiimpe- rialismus z.B. würde sich als Ziel für Vergeltung ganz gut eig- nen, Syrien hat russische Raketen erhalten, Libyen ebenso. Im Au- genblick hat Libyen den Spitzenplatz. Präsident Reagan läßt sich von seinen Militärfachleuten beraten, was es da für "Ziele" gibt und wie sie sich ohne größere Verluste erledigen lassen. Und wenn Gadafi auf diesen Krieg mit Krieg antwortet, dann ist die Welt wieder um einen Beweis für seinen Terrorismus reicher. Fazit: Die Kriegshetze im demokratischen Blätterwald ist eine einzige Besin- nung darauf, wie besonnene Staatsmänner Frieden und Gerechtigkeit in die Welt bringen. "Schlagt sie tot, wo ihr sie trefft", lautet die hochanständige Parole von zuständigen Politikern, denen ihre Gewalttaten allemal zur Ehre gereichen. Außer für sie ist Gewalt kein Mittel der Politik. Das paßt gut ins Programm: Durch Rüstung den Dritten Weltkrieg verhindern! zurück