Quelle: Archiv MG - AFRIKA ANGOLA - Wo 1000 Krisen blühen


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       Bochumer Hochschulzeitung, 10.01.1984
       
       Wochenschau
       

DER SÜDAFRIKANISCHE EINMARSCH IN ANGOLA

hat die westlichen Kommentatoren bei ihren freiheits- und souve- ränitätsliebenden Betrachtungen zum Jahrestag der sowjetischen Intervention in Afghanistan nicht gestört. Für sie zählt es zu den Selbstverständlichkeiten der Weltpolitik, daß die RSA, ähn- lich wie Israel, bei der Wahrnehmung ihrer selbstgesetzten "Sicherheitsinteressen" keine f r e m d e n Grenzen anerkennt. Dabei geht es diesmal unter dem alten Operationstitel "Polizei- aktion gegen Swapo-Terroristen" ganz offensichtlich um die Dauerbesetzung eines "200 km breiten Landstreifens in Südangola", auf dem die innerangolanische Söldnertruppe der RSA und des CIA, die Unita, ihr erstes "befreites Gebiet" eingerichtet bekommen soll. Jede Gegenwehr der MPLA-Armee liefert Pretoria neue Gründe, seine Soldateska noch tiefer ins F e i n d e s l a n d ein- dringen zu lassen und in den eroberten Gebieten umso nachhaltiger aufzuräumen. Dies wird natürlich nie und nimmer als ein Grund für die VR Angola anerkannt, sich zu ihrer Verteidigung auf cubanische Truppen zu stützen. Vielmehr wird sie in einen Zwei- Fronten-Krieg verwickelt und zusätzlich mit der Forderung nach dem Abzug ihres einzigen Verbündeten konfrontiert. In der "Kritik" der westlichen Regierungen an den M e t h o d e n der RSA-Friedenssicherung, die von "unangemessen" bis "völkerrecht- lich bedenklich" reicht, ist so immer die prinzipielle A n e r- k e n n u n g südafrikanischer Interessen ebenso enthalten, wie die permanente Infragestellung der Souveränität von Staaten wie Angola und Mosambik. Dem CSU-Vorsitzenden Strauß ist nach der neuesten "Enthüllung" des "Spiegel" schon diese Art von Kritik zuviel und jede Beziehung zu "kommunistischen Regimes" auf dem "Schicksalskontinent Afrika" ein Verrat am Standpunkt des Westens. Gegen seinen Einfluß, auf die Aktivitäten des BND im südlichen Afrika sollen US-Emissäre im Bonner Kanzleramt vorstellig geworden sein. Tatsächlich gibt sich Strauß in seiner Konkurrenz gegen Genscher und die offizielle Bonner Afrikapolitik imperialistischer als die RSA selbst und ihre Schutzmacht USA: Südafrika baut in Mosambik eine Anti-Frelimo-Guerilla auf und bietet der Regierung Machel Verhandlungen an aber den störungs- freien Abfluß von Cabora-Bassa-Strom in die RSA. Die USA finanzieren die Unita und lassen ihren Ölmulti Gulf das angolanische Erdöl abtransportieren. Bonn schließlich unterhält Kontakte zur Swapo, unterstützt die UNO-Resolutionen zu Namibia u n d überweist Entwicklungshilfe an die südafrikanische Ko- lonialverwaltung in Windhoek. Das ist funktioneller Einsatz von K r i e g u n d D i p l o m a t i e: Die G e w a l t sorgt für eine ständige Destabilisierung unliebsamer Regimes, und die Diplomatie kümmert sich um den störungsfreien Fortgang des G e s c h ä f t s. zurück