Quelle: Archiv MG - AFRIKA ALLGEMEIN - Hungertod in 24 Staaten
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Afrika-Woche im Übersee-Museum:
"WIR SIND ALLE TIERE..."
Unter dem Titel "Primitive Ekstase" hatte das Überseemuseum zur
Selbstbefreiungsshow mit Booke Chicago geladen. Die Dame grunzte
denn auch, was das Zeug hielt, und entzückte das Publikum mit
manchen Urschreichen, durch Mikrophone zum Urschrei verstärkt.
Von oben bis unten mit Schminke verunziert und einer perfekt ein-
geübten Ausgelassenheit bis zur spontanen "primitiven Ekstase"
wollte sie im Namen ihrer Auftraggeber zu "einem gemeinsamen emo-
tionellen Erlebnis" verhelfen. "Wir sind alle "Tiere", grunzte es
durchs Mikro, und diese Viecherei war ein Auftrag - "Findet eure
Persönlichkeit!" Wir meinen, der Show gebricht es an echter Über-
zeugungskraft. Wie soll denn mit Hifi-Verstärkern, Schminke und
sorgsam einstudierter Choreographie wirklich tierische Atmosphäre
zustandekommen? Viecher verfügen doch über all dies Zeug nicht.
Außerdem, wenn sie es täten, brauchten sie es gar nicht einzuset-
zen! Denn die Persönlichkeit im Tier zu finden, das das Viech
schon ist, ist nichts als ein blöder Umweg - vom Standpunkt der
Viecher natürlich nur.
Anders bei Booke Chicago und ihrem Publikum. Die halten viel da-
von, daß der Mensch zu seiner "Persönlichkeit" erst findet, wo er
sich von allem freimacht, was an ihm nicht Natur ist - wobei na-
türlich für diesen Quark jede Menge übernatürliche Utensilien zum
Einsatz kommen.
Warum schließlich dieser intellektuelle Firlefanz, der mit dem
Bekenntnis kokettiert, daß sich Befreiung des Individuums nur
einstellt, wo es sich von sich selbst ("Selbstbefreiung"), seinen
Zwecken und seinem Bewußtsein frei macht, ein Beitrag zur Afrika-
Woche war, ist schließlich schnell erzählt. Die Schwarzen mit ih-
rem Lendenschurz und wumba-ohumba im Kral geben für die Booke-
Chicago-Show ein prima Material ab, wenn man sie nur dazu macht.
Daß die meisten Neger eben nicht an der Sorbonne studieren, son-
dern im Kral oder modernen Ghettos dahinleben, in die man sie
einsperrt, daß sie nicht Subjekte sind, die nach ihren Vorstel-
lungen und Zwecken ihre Existenz bestimmen, sondern in ihrer Na-
turbefangenheit ihr unterworfen sind und nicht selten mit der Ge-
walt der Zivilisation in diesem Zustand gehalten werden, ist für
die blöde Tänzerin und den Museums-Direktor ein dickes Plus. Und
zwar deshalb, weil sich in diesem, im wirklichen Wortsinn primi-
tiven Zustand und seiner Aufrechterhaltung das Ideal der wahren,
weil mit der Natur eins seienden Persönlichkeit wiederfinden
soll.
So ändern sich die Zeiten! Früher hieß es: "igitt, diese primiti-
ven Schwarzen!", und einer entsprechenden Behandlung wurden sie
durch die zivilisierte Herrschaft zugeführt. Das Überseemuseum
stand bis vor seiner Entrümpelung voll von Beweisen und Trophäen.
Heute kleidet sich der intellektuelle Freigeist in Verständnis
bis Lob: "Herrlich, diese urwüchsige Primitivität!", obwohl kei-
ner dieser Spinner den Affenzirkus von Booke Chicago nach der 2-
Stunden-Show weitermacht oder sich nach Bhoputatswana absetzt.
Der Geist des Imperialismus bietet auch für die gehobenen Stände
einen Tummelplatz von Weltanschauungen, auf dem sie sich heimisch
fühlen, oder?
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